Athen/Istanbul - Der Gesundheitsminister hat eine eigene TV-Show, und dort versucht er täglich, den Griechen einzuhämmern, was gut ist fürs Land. "Wir werden den Kommunisten nicht erlauben, die Macht zu übernehmen!", so redete sich Adonis Georgiadis, rechtsgerichteter Fernsehprediger und Minister, wenige Tage vor den Kommunalwahlen in Rage. Geholfen hat es der Regierung nicht: Nach der ersten Wahlrunde vergangenen Sonntag liegt das Linksbündnis Syriza in der Region Attika, wo mehr als ein Drittel der Griechen lebt, knapp voran.

Rena Dourou, Syriza-Kandidatin für die Großregion um die Hauptstadt, überraschte politische Beobachter und erreichte knapp 24 Prozent. Die Neofaschisten von der Goldenen Morgenröte gewannen in Attika noch 174.000 Stimmen hinzu und kamen auf 11,1 Prozent. In Athen liegt der selbst innerhalb von Syriza weitgehend unbekannte Gabriel Sakellaridis mit 20 Prozent nur einen Punkt hinter Amtsinhaber Georgios Kamenis, einem von Pasok und der Demokratischen Linken unterstützten Politiker.

Tsipras greift Sparkurs an

Erstmals seit dem Sturz der Junta 1974 schaffte es die konservative Nea Dimokratia in Athen nicht in die Stichwahl. In Thessaloniki liegt sie ebenfalls abgeschlagen hinter dem amtierenden Bürgermeister Yiannis Boutaris. Stichwahl ist am 25. Mai, zusammen mit der Europawahl. "Nächsten Sonntag wird es das Referendum geben, das nie abgehalten wurde", rief Syriza-Chef und Sparkursgegner Alexis Tsipras in der Wahlnacht vor Anhägern. (mab, DER STANDARD, 20.5.2014)