Wollen keine Quotenjungen sein: Douglas Hoyos und Claudia Gamon.

Foto: Anna Struempl

Wien - Durch den stürmischen Regen haben wir uns in die "Neosphäre" in der Neustiftgasse gekämpft. Unser erster Eindruck: geräumiges Dachgeschoß, bestens gelaunte Herren am Tischfußball, und die Computer haben allesamt abgebissene Äpfel auf der Rückseite. Da sich der Bundesvorsitzende der Junos verspätet, reden wir mit deren Generalsekretär Douglas Hoyos (23) und der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Claudia Gamon (25).

Auf einer Skala von eins bis zehn geben sie der EU immerhin sieben Punkte. "In Wien sudert jeder, vieles wird immer auf den externen Faktor EU abgeschoben. Dabei werden alle Sachen, die dort passieren, von uns maßgeblich mitbestimmt. Das finde ich heuchlerisch", sagt Hoyos. Die EU von ihrem Sündenbock-Image zu befreien sei Aufgabe der österreichischen Innenpolitik.

Um außenpolitische Krisen wie in der Ukraine zu lösen, fänden sie es sinnvoll, eine EU-Außenministerin mit stärkeren Kompetenzen einzurichten. Derzeit sei man zu oft von Amerikas geopolitischer Macht abhängig.

Einem Freihandelsabkommen mit den USA stehen sie grundsätzlich positiv gegenüber. Auch vor einer Senkung der Lebensmittelqualitätsstandards haben sie keine Angst. Wichtig sei vor allem eine transparente Kennzeichnung über die Qualität und Herkunft der Produkte: "Der Staat soll mehr Macht dem Konsumenten geben."

Dass bei den Neos derzeit nur zwei von neun möglichen Frauen im Nationalrat sitzen, bewirkt bei Claudia Gamon nicht den Eindruck, als hätte die Partei ein Frauenproblem. Sie selbst lehne Frauenquoten ab: "Ich möchte nicht deshalb im Nationalrat sitzen, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich etwas kann."

Genau wie ihre Mutterpartei wollen auch die Junos keinen Mindestlohn. Dieser führe dazu, dass weniger Leute Arbeit finden: "Er bringt nicht mehr Leuten mehr Geld, sondern weniger Leuten gleich viel."

Um die Neos nicht zu einer Altpartei verkommen zu lassen, nehmen sie es in Kauf, Mathias Strolz auch gelegentlich auf den Senkel zu gehen: "Wir wollen keine Quotenjungen sein", sagt Hoyos.

Selbst bezeichnen sich die Junos als geilste Jugendorganisation Österreichs - und das ganz ohne "Geil-o-mobil".

Sie würden nach einem Familienprinzip funktionieren: "Für uns ist es selbstverständlich, dass es am Geburtstag eines Mitglieds ein Wuzelturnier und Kuchen gibt." (Anna Strümpl (17) Jakob Sturn (17), DER STANDARD, 19.5.2014)