Man riecht ihn nicht und sieht ihn weniger als den Dreck auf dem Fensterbrett - gesundheitsschädlich ist er doch: feiner Staub, wie er mit dem Rauch von Industrieanlagen und Heizöfen, mit dem Abrieb von Bremsbelägen und Autoreifen und mit dem Aufwirbeln von Streusplitt und Bauschutt in die Atemluft gelangt. Er ist nicht die erste Gesundheitsbelastung, die in der Luft wahrgenommen wird - aber gerade weil die Reduktion anderer Luftschadstoffe so erfolgreich war, fällt besonders auf, dass hier ein ungelöstes Problem große Milliardenschäden an Gesundheitskosten anrichtet.

Ist das wirklich überraschend? Experten haben immerhin seit zwei Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass nach all den Filtern für große Rußpartikel und immer geringere Schwefelkonzentrationen, für Stickoxide und die Vorläufersubstanzen von Ozon irgendeinmal die Feinstäube ernst genommen werden müssen.

Jahrelang zugesehen

Und doch hat man jahrelang zugesehen, wie diese Belastung zugenommen hat. Schließlich hat die Einführung der Katalysatorpflicht für Benzinfahrzeuge vor bald 20 Jahren die Autofahrer massenweise zum Dieselfahrzeug (das besonders hohe Feinstaubemissionen verursacht) getrieben. Noch schlimmer: Dieselfahrzeuge lassen sich ökonomischer betreiben, woraufhin die Fahrleistungen pro Auto zugenommen haben.

Weniger Öl, Kohle und Gas

Inzwischen ist spät, aber doch eine Initiative für Partikelfilter in Dieselautos auf dem Weg (die Grünen wollen sogar eine Nachrüstpflicht) - wenn man aber auf die Experten hört, die schon vor den Feinstäuben gewarnt haben, dann weiß man, dass auch das in die Irre führt: Der nächste Schadstoff heißt CO - und das kann man nur vermeiden, wenn man alle Verbrennungsprozesse zurückschraubt, also weniger Öl, Kohle und Gas verheizt und radikal auf Öffis und auf Schusters Rappen umsteigt. (Conrad Seidl, DER STANDARD Printausgabe 31.3.2005)