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Zwar nicht das Matterhorn (Bild), aber die Schweizer Metropole Zürich wird neues Drehkreuz für die Lufthansa.

Fotos: AO, dpa/Montage: derStandard.at
Frankfurt/Main - Lufthansa und Swiss können in eine gemeinsame Zukunft starten. Die Aufsichtsgremien der beiden Fluglinien und die Großaktionäre der Swiss, darunter die Regierung in Bern, stimmten am Dienstag den Übernahmeplänen der Lufthansa zu. Die Einigung sieht vor, dass die Swiss eine weitgehend eigenständige Fluggesellschaft mit Geschäftsleitung und Sitz in der Schweiz bleibt, mit eigener Flotte und Personal. Sie soll im Lufthansa-Verbund als Profit-Center geführt werden. Die angeschlagene Fluglinie sagte zu, auch nach der Übernahme ihre Kosten weiter zu senken.

Vertrag unterzeichnet

Der Vertrag zur Übernahme wurde Dienstagabend in Zürich unterzeichnet. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, der Präsident des Swiss-Verwaltungsrates Pieter Bouw sowie Swiss-Vorstandschef Christoph Franz setzten ihre Unterschrift unter das Vertragswerk.

Zürich bleibt Drehkreuz

Der Standort Zürich soll als interkontinentales Drehkreuz neben den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München gleichberechtigt sein. Lufthansa wird die Langstreckenflotte der Swiss um zwei zusätzliche Flugzeuge erweitern, "falls wettbewerbsfähige Kostenstrukturen vorliegen".

Vollständige Übernahme bis 2006/2007

Aus kartell- und luftverkehrsrechtlichen Gründen werden die Aktien der Swiss von einer neu gegründeten Schweizer Gesellschaft mit Namen AirTrust gehalten, an der Lufthansa zunächst 11 Prozent erwirbt. Nach kartellrechtlicher Freigabe wird die Lufthansa nach eigenen Angaben ihren Anteil auf 49 Prozent erhöhen und nach Vorliegen der entsprechenden Luftverkehrsabkommen AirTrust und damit Swiss zu 100 Prozent übernehmen. Diese vollständige Übernahme ist bis 2006/2007 geplant. Der Kaufpreis liegt bei bis zu 310 Mio. Euro.

Die Kranich-Linie wird mit der Integration von Swiss nach eigenen Worten ihre Stellung als "international führender Netzwerkcarrier" weiter ausbauen. Durch den Zugang zu einem attraktiven Markt mit hoher Wirtschaftskraft und die Harmonisierung des Nachbarschaftsverkehrs stärke Lufthansa ihre Wettbewerbsposition. Durch die Übernahme entstehen laut Lufthansa erhebliche Synergien auf der Ertrags- und Kostenseite, die sich schrittweise erhöhen und ab dem Jahre 2007 jährlich rund 160 Mio. Euro (rund 250 Mio. Schweizer Franken) betragen sollen.

Restrukturierungsprogramm wird weiter verfolgt

Lufthansa-Chef Mayrhuber, ein Auslandsösterreicher, betonte die Vorteile der Integration für beide Unternehmen: "Mit Lufthansa und Swiss schließen sich zwei weltweit anerkannte Airlines mit ausgeprägtem Qualitäts- und Serviceverständnis zusammen. Was zählt, sind die offensichtlichen Vorteile für unsere Kunden."

Swiss-Vorstandschef Christoph Franz erklärte: "Der Integrationsvertrag sichert die faire Entwicklung des Drehkreuzes Zürich, die Größe unserer Langstreckenflotte, die Qualitätsmarke Swiss und den Erhalt der Swiss als operative Fluggesellschaft mit Sitz in der Schweiz." Die Swiss könne als Mitglied des Lufthansa-Konzerns ihre Aufgabe, die Schweiz mit der Welt zu verbinden, dauerhaft besser erfüllen. Swiss werde das im Januar 2005 angekündigte Restrukturierungsprogramm konsequent weiterführen. Die laufenden Verhandlungen über neue Gesamtarbeitsverträge sollen zügig abgeschlossen werden, wie dies am Wochenende mit drei Bodengewerkschaften bereits erfolgt sei.

AUA-Chef schließt Übernahme durch Lufthansa aus

Mit Lufthansa flogen im vergangenen Jahr 50,9 Mio. Passagiere zu 176 Zielen, mit Swiss 9,2 Mio. zu 70 Zielen, wie die beiden Unternehmen mitteilten. Der Lufthansa-Konzern beschäftigt rund 90.000 Mitarbeiter und betreibt eine Flotte von 377 Flugzeugen. Der Swiss-Konzern mit 7.900 Mitarbeitern setzt derzeit 80 Flugzeuge (Gesamtflotte) ein.

Die Austrian Airlines Group hat dagegen gute Chancen, ihre Eigenständigkeit auch langfristig zu bewahren, sagte AUA-Konzernchef Vagn Sörensen am Dienstag im ORF-Radio. Eine Übernahme durch die Lufthansa wie im Fall der Swiss schließt er für die AUA aus. "Die Lufthansa will das nicht", meinte Sörensen. Die Kooperation funktioniere auch jetzt schon gut. Außerdem gebe es keinen Privatisierungsauftrag, betonte Sörensen. "Die AUA steht nicht zum Verkauf." Dies habe zuletzt auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) bestätigt. Die Staatsholding ÖIAG hält an der AUA 39,7 Prozent. Sörensen: "Es gibt keine Gedanken, uns zu verkaufen."

Schweizer Gewerkschaften skeptisch

Die Schweizer Gewerkschaften und Angestelltenverbände haben mehrheitlich skeptisch auf den Verkauf reagiert. Kritisiert wurde vor allem, dass die Übernahmevereinbarung keine Arbeitsplatzgarantie enthalte. Auch sei nicht gesichert, dass der Flughafen Zürich seine bisherige Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt behalte.

Eine interkontinentale Anbindung der Schweiz sei damit nicht mehr gesichert, erklärte der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD). Die Schweizer Regierung hätte mehr Druck ausüben müssen, sagte der Präsident der VPOD-Sektion Luftfahrt, Daniel Vischer. Ähnlich äußerte sich der Verband des Swiss-Kabinenpersonals Kapers. Während der Verband der Langstreckenpiloten die Chancen der Vereinbarung herausstrich, drohten die Mittel- und Kurzstreckenpiloten für den Fall weiterer Personaleinsparungen mit Kampfmaßnahmen. (APA/AP)