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Foto: APA/Beringer/etat.at
Es gibt sie noch, die Männer, um die sich Frauen (zer)reißen: Jetsetter der Politik und flott geschniegelte Lustobjekte von einem anderen Stern (aus Kärnten). Welches Medium wäre geeigneter, sie einem frühlingserwachenden Publikum vorzuführen, als "NEWS" ? Nichts hatte noch Bedeutung, was im letzten Heft zwischen Jörg Haider, zerrissen zwischen zwei Frauen und Fiona Swarovski über Karl-Heinz Grasser: ,Ich liebe ihn seit 3 Jahren' zum Überlesen war.

Vorne das erbitterte Ringen zweier Frauen um den Nachlass zu Lebzeiten des Zerrissenen. Es ist nicht Eitelkeit, die die biedere Sozialministerin treibt, sondern viel mehr Sorge um ihre Partei, die Koalition und natürlich um ihren Bruder. Denn Haubner weiß nur zu gut, dass sich Haider seine Comeback-Gelüste ganz schnell wieder anders überlegen könnte.

Von solchem Wankelmut lässt sich die Kristallerbin im hinteren Teil des Magazins nicht lange beuteln. Auf eventuelle Comeback-Gelüste des seit 3 Jahren Geliebten angesprochen, meint sie: "Er hat seine Verlobte verlassen. Das ist echt hart. Als ich weinte, sagte er: ,Fiona, das ist nicht deine Schuld.'

Soviel Einfühlsamkeit bei einem Hardliner des Nulldefizits machen ihre seltsamen Gelüste eher begreiflich. "Ich kann es nicht abstreiten, ich liebe diesen Mann seit dreieinhalb Jahren." Und: "Kein Zweifel, das ist der Mann meines Lebens, der Mann, den ich immer gesucht habe. No doubt about that."

Man muss über eine erschnorrte Homepage keine Verfügungsgewalt haben, um damit erstaunliche Wirkungen zu erzielen. Ob es die Babyfotos waren, die solch gefährliche Instinkte weckten? "Ich werde mit diesem Mann die nächsten 20 Jahre zusammen sein." Und: "Vielleicht geben wir in den nächsten zehn Tagen ein gemeinsames Statement ab."

Es waren schon einmal mehr, die mit Haubners Bruder die nächsten 20 Jahre zusammen sein wollten, sogar das nunmehrige Objekt kristalliner Begierde wollte das ja einmal, ehe es entdeckte, dass Wolfgang Schüssel der Mann seines politischen Lebens ist. No doubt about that. Und leider auch kein Zweifel daran, dass die Zeiten vorbei sind, in denen Jörg Haider der Mann war, den die FPÖ immer gesucht hat. Wie sehr vorbei - diese Frage lässt Schwester und Gattin nicht ruhen. Erstere weiß natürlich nur zu genau, dass Haider nach wie vor eine "neue" Partei will und möchte dieses Unglück abwenden. Vor allem will sie die Spaltung der FPÖ verhindern.

Aber hier kommt nun die zweite wichtige Frau in Haiders Leben ins Spiel: seine Gattin Claudia. Und es kommt, wie es kommen muss, im rustikalen Bärental wie im rustikal getäfelten Airportlokal "Bentley Pub": Zwei Frauen, auf den ersten Blick so ähnlich, auf den zweiten Blick so verschieden - immerhin trennt sie der gemeinsame Mann. Was bedeutet: Die Forstwirtin, derzeit auf Entschlackungskur in Südkärnten, wünscht sich Haiders Rückkehr an die Parteispitze - allerdings einer FPÖ neu.

Denn die einflussreichste Beraterin Haiders will ihren Mann in den Augen der Geschichte rehabilitiert sehen, was für den Rehabilitationsfall heißt: Und so ist Haider eben derzeit zwischen den Wünschen seiner Familie hin-und hergerissen. Ein Umstand, den seine Weggefährten kritisch zur Kenntnis nehmen. Denn, so ein Haider-Freund: "Der Jörg ist ja immer ein bisserl wankelmütig, ein richtiger Zauderer. Der war sich schon 1986 nicht sicher, ob er wirklich gegen den Steger antreten soll."

Sollte, wie "NEWS" uns weismachen will, etwas von Haiders Wankelmut auf den Vielbegehrten in der Himmelpfortgasse abgefärbt haben? Es zeichnet ja dessen Beziehungen zum anderen Geschlecht stets ebenso seriös nach wie jene Haiders zu seiner Partei. Oder handelte es sich nur um einen sexuellen Übergriff auf einen hilflosen österreichischen Finanzminister am Pariser Flughafen, wie in "profil" die Verlobte unverlassen vermutet?

Das wird sich im nächsten "NEWS" sicher aufklären, und dann bleibt nur noch die Schuldfrage zu klären. Schuld ist die Liebe. "Karl-Heinz und ich haben uns kennen gelernt, in die Augen geschaut - und es hat einfach gepasst." Fiona Swarovski gesteht gegenüber NEWS mit tränenerstickter Stimme: "Ja, ich liebe den Karl-Heinz, wir lieben uns."

Wenn sie ihn demnächst auch noch in den Augen der Geschichte rehabilitiert sehen möchte, ist es um den Ärmsten schlecht bestellt. Da hat der richtige Zauderer in Kärnten noch etwas mehr Entscheidungsfreiheit. So bleibt abzuwarten, welche der beiden Damen sich in diesem blauen Drama schlussendlich durchsetzt. Oder ob sich Haubner und Claudia Haider gar doch noch auf eine gemeinsame Linie einigen. Und gleich beide Haider raten, den Parteivorsitz doch wieder auch formal zu übernehmen - oder eben seine Parteineugründungsträume zu begraben und sich aufs Altenteil nach Kärnten zu verabschieden. In diesem Fall bleibt freilich immer noch abzuwarten, ob sich Haider dann wirklich dazu durchringt, die getroffene Entscheidung auch durchzuziehen. Oder ob er wie Karl-Heinz einfach durch den Kakao gezogen wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.3.2005)