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Am liebsten wäre es Antonio Riello, wenn gegen Ende der Ausstellung dann ein paar Reiter der spanischen Hofreitschule samt ihren Pferden in der Kunsthalle am Karlsplatz vorbeikommen würden: "Das gäbe", schwärmte der abwechselnd in Maróstica und Amsterdam lebend italienische Künstler, als er am Samstag die letzten Zuckerstücke fixierte, "der ganzen Aktion fast den Charakter eines klassischen griechischen Theaterstückes." Denn wenn ein Lipizzaner sich über einen (aus Zuckerwürfeln gebauten) Flakturm hermacht, "könnte man doch wirklich sagen, dass die Geschichte sich hier selbst auffrisst". Wenn aber - und das ist ziemlich wahrscheinlich - die weißen Pferde den Weg zum "Project Space" der Kunsthalle am Karlsplatz bis zum 10. April nicht finden sollten, wird von Riellos maßstabsgetreuen Nachbildungen der sechs Wiener Flaktürme wohl dennoch nichts übrig sein: "Flaktürme down" nennt sich das Projekt, zu dem Kunsthallenchef Gerald Matt den Italiener nach Wien geholt hat. Heute, Dienstag, ist Vernissage - und Riello legt allergrößten Wert darauf, dass seine Gefechts- und Geschütztürme keineswegs so unberühr- und unzerstörbar angelegt sind, wie die großen grauen Monolithen, "die jedem Besucher sofort ins Auge stechen, die von den Wienern aber oft gar nicht mehr wahrgenommen werden". Am Ende der Ausstellung, hofft der Flakturmnachbauer, wird von den Türmen nichts übrig sein: "Es gefällt mir, zu glauben, dass die Wiener so wie die Pariser während dem Sturm auf die Bastille oder die Berliner während dem Fall der Mauer diese Symbole des Bösen dank eines kollektiven künstlerischen Events niederschmettern können" - auch wenn es in seinem Fall dann doch nur ein symbolisches Niederreißen sein können wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.03.2005)