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Soll das Kind ab der fünften Schulstufe den Handarbeits- oder den Bastelunterricht besuchen? Mit dieser Frage werden Eltern von Zehnjährigen konfrontiert - und entscheiden oft nach dem traditionellen Geschlechtermuster: "Textiles Werken" für Mädchen und technischer Werkunterricht für Buben. In der Steiermark wurde nun ein Ratgeber entwickelt, der Eltern und Kinder dabei helfen soll, die Wahl nach den individuellen Neigungen des Kindes zu treffen. Herzstück ist ein Interessenstest, den die Kinder selbst ausfüllen sollen.

Wahlfreiheit

Der Lehrplan für österreichische Hauptschulen und AHS sieht seit zehn Jahren vor, dass sich die Schulkinder zu Beginn der ersten Klasse entscheiden, ob sie Textiles oder Technisches Werken belegen möchten. Die Wahlmöglichkeit soll sicherstellen, dass Kinder ihren Interessen gemäß ausgebildet werden.

Die Praxis zeige aber, dass die Wahlfreiheit oft nicht transparent genug gemacht wird, so Djamila Rieger, Grazer Sprecherin des mit EU-Mitteln geförderten Projektes "Girls crack it". Im Rahmen des Projektes wurde die neue Broschüre erarbeitet. 70 Prozent der Eltern von Volksschülern, die die ersten 1.300 Exemplare samt Fragebogen erhalten haben, hätten beispielsweise angegeben, dass sie von der Wahlmöglichkeit erst über den Ratgeber erfahren haben.

Am Liebsten beides

"Eine im Rahmen des Projektes durchgeführte Studie des Zentrums für Weiterbildung zeigt auch, dass an jenen Schulen, wo man sich bereits zu Schulbeginn entscheiden muss, wenig Mädchen im Technischen Werken - nämlich nur rund siebeneinhalb Prozent - und mit knapp drei Prozent noch weniger Burschen im Textilen Werken zu finden sind", schildert Rieger. Der Probelauf der Broschüre hat ein interessantes Ergebnis erbracht: "Die ersten rund 400 Rückmeldungen zeigen, dass die Mädchen am liebsten technisch und textil zugleich werken möchten", so Rieger. Demnach haben sich 115 der 227 befragten Mädchen dafür und 30 für die technische Ausrichtung entschieden. Burschen zeigen eine klare Präferenz für Technisches Werken.

Fähigkeiten austesten

Vereinzelt gibt es Schulen, die beide Richtungen für alle anbieten und sich die Kinder nach der sechsten Schulstufe spezialisieren können. "So können die Schüler mit beiden Formen in Berührung kommen und praktisch zu erfahren, wo ihre Fähigkeiten liegen - sicher eine idealere Form, als eine frühe Festlegung", so Rieger. Diese Angebote gebe es zu Zeit allerdings in entsprechendem Umfang nur in Wien, im Raum Graz sind es beispielsweise nur fünf Schulen. (APA)