Washington - Die "New York Times" hat den irakischen Großayatollah Ali al-Sistani für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. "Mir ist es ernst: Dass sich so etwas wie eine Demokratie im Irak bilden konnte, ist zum großen Teil der Intuition und den Anweisungen Sistanis zu verdanken", schrieb Kolumnist Thomas Friedman in der Sonntagausgabe. Er erinnerte an den Einsatz des schiitischen Geistlichen für die Parlamentswahl im Irak, an seine zahlreichen Aufrufe zur Ruhe statt zur Rache - trotz der zahlreichen von Sunniten verübten Anschläge gegen die Mehrheit der Schiiten.

"Möge er 120 Jahre lang leben"

Sistani habe eine nicht nur geistliche, sondern auch politische Legitimität errungen. Der 73-Jährige habe seine Privilegien als Mitglied der schiitischen Geistlichkeit niemals ausgenutzt. "Möge er 120 Jahre lang leben und möge er den Friedensnobelpreis erhalten", schrieb Friedman weiter.

Sistani machte immer wieder deutlich, dass er die militärische Besetzung des Irak ebenso für rechtswidrig hält wie den bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer. Sistani wurde in Mashhad im Iran geboren und nahm bereits als Fünfjähriger seine Koran-Studien auf. Seine theologische Ausbildung setzte er in der iranischen Stadt Qom fort. 1952 ließ sich Sistani in der heiligen schiitischen Stadt Najaf südlich von Bagdad nieder, wo er noch heute in bescheidenen Verhältnissen lebt. (APA)