Foto: Navigator Film
Als der deutsch-französische Sender Arte vor zwei Jahren die Dokumentation "Tag für Tag ein Boulevardstück" über die "Kronen Zeitung" ausstrahlte, strich deren Herausgeber Hans Dichand in seiner ganzen menschlichen Größe das Programm von Arte aus seinem Blatt.

Dichand ließ sich in dem Film zwar gänzlich uneitel beim Kaffeeplausch mit dem damaligen Bundpräsidenten Thomas Klestil filmen und stand auch tapfer mit den Bewohnern seiner Tierecke und deren Seelsorgerin vor der Kamera.

Doch als er – scharfsinniger Journalist, der er nun einmal ist – erkannte, dass Nathalie Borgers’ Streifen keine schmeichelnde Belangsendung, sondern eine kritische Auseinandersetzung über das oft fragwürdige Selbstverständnis des mächtigsten Meinungsbildners einer Nation wurde, war er ganz und gar nicht entzückt.

Dabei tat Borgers nichts anderes als Fragen zu stellen und die Leute beim Antworten zu filmen. Die Ergebnisse waren entlarvend und – wäre man die "Krone" nicht schon so gewohnt – erschütternd. Obgleich "nur" auf Arte gezeigt, entbrannte eine mediale Diskussion darüber, ob nicht auch der ORF diese Doku ausstrahlen müsste. Für alle, die es nicht wissen: Das ORF-Programm wurde nie aus dem Serviceteil des kleinlichen Kleinformates gestrichen.

Zu sehen ist dieses aufklärerische Werk Mittwoch auf ATV+. Man darf gespannt sein, ob deren Programmspalte in nächster Zeit in Dichands Blatt erscheinen darf. (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 16.3.2005)