Nun, beim Einrichtungstrend "Shabby chic" ist das nicht ganz so. Die Möbel und Assecoires, die unter dieser Bezeichnung laufen, die mittlerweile eine eigenen Stil kennzeichnet, sind tatsächlich alt und es ist ihnen auch das Nagen des Zahnes der Zeit anzusehen. Im Gegensatz zu Antiquitäten werden sie also nicht restauriert. Denn das Besondere an ihnen ist ihre Unvollkommenheit. Das ist ihr spezieller Charme.
Die Ecken des Schrankes dürfen abgestoßen sein, die Farbe vom Bilderrahmen soll ruhig abblättern, dem prächtigen Kristallüster fehlen einige Steine, die pastellfarbene Artdéco-Frisierkommode weist Kratzspuren auf und über das alte abgewetzte Sofa werden ganz einfach ein paar bunte Decken gelegt anstatt sie neu beziehen zu lassen. Shabby chic eben. Hier geht es um die Zusammenstellung ungewöhnlicher Einzelstücke mit Patina. Um die Wertschätzung für Dinge, die bereits (mehrmals) gebraucht und vielleicht geliebt wurden. Und um Stilbrüche und vor allem Individualismus.
Begonnen hatte alles aus rein pragmatischen Gründen. Die Autorin Rachel Ashwell suchte als Mutter zweier Kinder auf Flohmärkten nach praktischen und preisgünstigen Stücken für die eigene Wohnung. Dabei stieß sie auf Kostbarkeiten, die sich erst auf den zweiten Blick als solche entpuppten. 1989 kreierte sie den Shabby-Chic-Stil und gründete eine Ladenkette für Innenausstattung.