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Khatami ist bereit "mit der Welt zusammenzuarbeiten", beharrt aber auf den freien Willen des Irans.

Foto: AP/HIDAJET DELIC
Caracas/Wien/Teheran - Der iranische Präsident Mohammad Khatami hat einen zeitweiligen Verzicht auf Urananreicherung im Rahmen des umstrittenen Atomprogramms seines Landes verkündet. "Wir haben akzeptiert, die Anreicherung von Uran freiwillig und nur zeitweilig auszusetzen, obwohl wir dazu nicht verpflichtet sind", sage Khatami bei einem Besuch in Caracas am Samstag. "Wir sind bereit, mit der Welt zusammenzuarbeiten, um mehr Gewissheit zu geben, dass der Iran sich nicht in Richtung einer Entwicklung von Atomwaffen bewegt."

Widersprüchliche Aussagen

Wenige Stunden zuvor hatte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums noch erklärt, der Iran wolle trotz der von den USA angekündigten Zugeständnisse an seinem Atomprogramm festhalten. "Der Iran ist entschlossen, zivile Nukleartechnologie zu nutzen, und kein Druck, keine Anreize oder Drohungen können den Iran dazu bringen, seine Rechte aufzugeben", sagte Außenamtssprecher Hamid Reza Asefi in Teheran.

EU verzichtet auf Forderung

Der iranische Chefunterhändler Sirus Nasseri hatte am Samstag zudem berichtet, dass die EU nicht mehr einen Verzicht Teherans auf sein Programm zur Urananreicherung fordere. Diese Forderung sei nicht mehr Gegenstand der Verhandlungen, sagte Nasseri in Wien. Vielmehr gehe es um andere Garantien des Landes dafür, dass das Nuklearprogramm rein zivilen Zwecken diene, berichtete der Diplomat von der jüngsten Verhandlungsrunde mit der EU in Genf. Hochangereichertes Uran kann außer zur Energiegewinnung auch zum Bau von Atombomben eingesetzt werden.

WTO-Beitritt

US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte am Freitagabend erklärt, wenn Teheran einlenke, werde Washington seinen Widerstand gegen einen Beitritt des Irans zur Welthandelsorganisation (WTO) aufgeben und die Lieferung von Ersatzteilen für Zivilflugzeuge genehmigen.

Die USA stellten sich damit in einer Abkehr von ihrer bisherigen Politik hinter die diplomatischen Bemühungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens, den Iran zum Verzicht auf sein Programm zur Urananreicherung zu bringen. Im Gegenzug erklärten sich die Europäer bereit, den Konflikt bei einem Scheitern der Verhandlungen an den UNO-Sicherheitsrat zu überweisen. US-Vizepräsident Dick Cheney drohte dem Iran am Freitag (Ortszeit) mit "schärferen Maßnahmen", sollte das Land der Entwicklung von Atomwaffen nicht entsagen.

Lob aus Russland für US-Diplomatie

Russland reagierte am Samstag mit Lob auf die Offerte der USA. Das seien "neue Elemente in der amerikanischen Politik gegenüber Iran". Die Signale aus Washington passten auch zur Iran-Politik Russlands und der Europäischen Union, erklärte das Außenministerium in Moskau. Russland baut in Iran das Atomkraftwerk Bushehr. (APA/AP/dpa/Reuters)