Brillenetoi von Lindberg

Foto: Lefteri

Transit-Stühle von Boris Baliy

Foto: Lefteri

Blumenvase von Stephen Newby

Foto: Lefteri

Vielleicht hätte sich Drafi Deutscher die Sache mit dem Eisen in seinem Hit "Marmor, Stein und Eisen bricht" anders überlegt, wenn es seinerzeit schon die Bücher von Chris Lefteri gegeben hätte. Dessen große Liebe sind nämlich Materialien, und der weiß auch von Metallen zu berichten, die auf Teufel komm raus nicht brechen wollen. Er kennt sich aus mit Dingen wie Gusseisen mit Vermikulagraphit, weiß Bescheid über Legierungen mit Alpha-Beta-Titan oder dass Molybdän ein hochschmelzendes Metall ist. Noch nie davon gehört? Macht nix. Dafür gibt's ja Lefteri.

Von Aluminium bis Zinn - Lefteri ist ein Materialgelehrter, weil Materialfreak, der über Kunststoffe ebenso informiert ist wie über Glas und Holz.

Ron Arad schreibt im Vorwort: "Diese irdischen Werkstoffe werden uns stets faszinieren, inspirieren, überraschen, unsere Umwelt verändern und unsere Lebensqualität verbessern." Außerdem ist kaum ein Werkstoff dem Menschen näher als Metall, lässt er sich in bestimmten Formen in unserem Blut und sogar in unserer Atemluft finden.

Nun klingen diese Legierungen, all diese chemischen Prozesse und Forschungsgeschichten, wie man vielleicht noch aus der Schulzeit weiß, nicht so wirklich sexy. Und das dürfte sich auch Autor Chris Lefteri gedacht haben. Wohl darum hat er sich überlegt, wie er das Material, das einst Anstoß zur industriellen Revolution gab, auf eine Weise präsentieren kann, dass auch absolute Greenhorns zumindest zum neugierigen Durchblättern animieren werden. Auswahl hatte er freilich genug, schaffte es die Wissenschaft aus vergleichsweise wenigen Grundelementen über 10.000 Legierungen herzustellen. Zu Hilfe kam Lefteri Weltklassedesign wie die Büroklammer aus einer so genannten Formgedächtnislegierung namens Nitinol, der Apple Power Mac G5 aus Aluminium, die Montblanc Füllfeder aus Platin, die Sigg-Trinkflasche aus Schlagstrangpressen und viele mehr.

Auch schafft es Lefteri, den Leser dadurch bei der Stange zu halten, indem er ihn nicht mit ellenlangen Formeln und Entwicklungsgeschichten füttert, sondern ihm knapp und präzise Werkstoffeigenschaften, Anwendungsbereiche und weltweite Informationsquellen vermittelt. Er teilt sein Buch in Kapitel wie Oberflächen, Verarbeitung, Industrielles und Vorgeformtes ein und schafft es, ohne Übertreibung und absolut rostfrei auf gut 160 Seiten den Lesern Metall in einer Vielfalt vorzustellen, die trotz aller textlichen und grafischen Knappheit verblüfft.
(Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/11/03/2005)