Neuer JoWooD-Chef gibt sich optimistisch - Trendwende im Unternehmen wird noch heuer erwartet

Foto: www.jowood.at
Wien - "Das grundsätzliche Potenzial nach oben steht außer Zweifel", sagte der neue Chef des steirischen Computerspiele-Herstellers JoWooD, Albert Seidl, am Dienstag im APA-Gespräch zu den Chancen, dass sich die JoWooD-Aktie nach den herben Verlusten der vergangenen Monate wieder erholen wird. Ob mit dem derzeitigen Kursniveau - aktuell 88 Cent - die Bodenbildung schon erreicht ist, war sich Seidl aber nicht sicher.

Vertrauen der Investoren wieder gewinnen

"Ich erwarte mir spätestens dann eine Trendumkehr, wenn wir einen Deal - zum Beispiel in Skandinavien - abschließen", so der vormalige Investmentbanker. Jetzt gehe es vor allem darum, das Vertrauen der Investoren wieder zu gewinnen. "Das Potenzial ist gut, die Spiele hervorragend", so Seidl.

Nach seinem Eintritt in den JoWooD-Vorstand Ende Jänner sei er vor dem Problem gestanden, in kurzer Zeit sehr viele Dinge zu machen. Er sei aber tief überzeugt, dass JoWooD keinen Branchenguru oder ein Sales-Genie brauche. Die Mitarbeiter in der zweiten Reihe seien exzellent. "Was wir brauchen ist eine einheitliche Linie, die kerzengerade durchgezogen wird", so Seidl.

Neue Projekte sollen liquiditätsschonend angegangen werden

Vordringlich sei der Liquiditätsaspekt, das Problem der ausstehenden Kunden-Forderungen mit langen Zahlungszielen und unsicherer Höhe, gewesen. "Halten Sie das mal durch, wenn sie nicht Electronic Arts sondern JoWooD sind", so Seidl. Dieses Geld werde aber für Spiele-Entwicklungen benötigt. "Das beste Potenzial nützt bei diesen Zahlungszielen nichts", so Seidl. Es sei gelungen, alte Verträge neu zu verhandeln.

Liquiditätsschonend sei auch die neue Art der Projektfinanzierung, die laut Finanzvorstand Michael Pistauer zukünftig bei allen neuen Spieleentwicklungen angewendet werden soll. Dieses "Milestone"-Modell, bei dem die Finanzierung gemeinsam schrittweise mit Distributions- und Lizenzpartnern erfolgt, werde 2005 bereits 50 Prozent der Projektkosten abdecken. In Summe seien dies mehrere Millionen Euro. An wesentlichen Entwicklungen für 2005 befänden sich sieben Spiele in der Pipeline, darunter reine PC-, Multiplattform- und reine Konsolenspiele.

Liquiditätsmaßnahmen, Projektfinanzierung und Maßnahmen zur Prozessoptimierung und Kostenreduktion seien bereits umgesetzt. Nun stehe das Neugeschäft im Mittelpunkt, so Seidl.

Verhandlungen für weitere Distributionsverträge laufen

Für die etablierten JoWooD-Heimmärkte Deutschland und Österreich seien für 2005 schon Distributionsverträge mit guten Partnern abgeschlossen worden. In der Vergangenheit seien leider viele Märkte wie Skandinavien oder die Benelux-Länder nicht beachtet worden. Neue konkrete Angebote in mehrfacher Millionen-Höhe lägen auch für Westeuropa auf dem Tisch. Diese würden bereits dem zweifachen von dem entsprechen, was dort jemals zusammengebracht worden sei, so Seidl. Man erwarte noch andere Angebote. Auch für Nordeuropa und Skandinavien erwarte man Angebote von Distributoren. Für Japan sei bereits ein Titel aus 2004 abgeschlossen worden, der bereits das Budget erfülle. Weitere Gespräche für das 2005-Line-up seien im Laufen. Auch für den Vertrieb in Osteuropa mit einem eigenen polnischen Partner werde es Abschlüsse geben.

In den letzten zwei Wochen habe man in den USA mit zehn potenziellen Vertriebspartnern gesprochen und erste indikative Angebote erhalten. Bis in den April hinein sollten erste Transaktionen abgeschlossen sein, stellt Seidl in Aussicht. Bis dahin verliere man auch für 2005 noch nichts. "Der US-Abschluss muss treffsicher sein, wir haben aus Fluent gelernt", so Seidl.

Zum budgetierten Umsatz 2005 wollte das Vorstands-Duo keine Angaben machen. "Wir werden erst etwas sagen, wenn die Fakten da sind", hieß es. Spätestens Mitte April, vor der Hauptversammlung, werde dies der Fall sein, so Pistauer. (APA)