München - Mit den Worten "Die Berliner 'Weltsensation' ist vorerst gescheitert" hat das Münchner Stadtarchiv die Echtheit des in Berlin entdeckten angeblich letzten Mozart-Porträts in der Berliner Gemäldegalerie bestritten. Nach Recherchen des Archivdirektors Richard Bauer handelt es sich bei dem Dargestellten um den Münchner Stadtrat und Galanteriewarenhändler Joseph Anton Steiner (1753-1813). "Die Berliner Gemäldegalerie verweigert sich bis zur Stunde jeglicher Diskussion über die vom Stadtarchiv München vorgestellten harten archivalischen Fakten", erklärte das Stadtarchiv am Dienstag der dpa.

Bauers Analyse war schon in der Vorwoche in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) veröffentlicht worden. Man könne konkret und detailliert nachweisen, dass die Besitzgeschichte des Bildes nicht zu Mozart, sondern zu Steiner führe. Aus den in Berlin "hinausposaunten angeblichen Fakten" seien inzwischen nach eigenen Berliner Aussagen "Mutmaßlichkeiten" geworden, betonte das Münchner Archiv.

Die Berliner Gemäldegalerie hatte im Jänner im Vorfeld von Mozarts 249. Geburtstag (27. 1.) mitgeteilt, das 80 mal 62 cm große Ölgemälde von Johann Georg Edlinger, einem bekannten Münchner Porträtmaler, sei wahrscheinlich während Mozarts letztem Aufenthalt in München 1790 entstanden. Es sei wohl das letzte authentische Porträt des 1791 gestorbenen Musikers.

Das Münchner Stadtarchiv hält diese Annahme aus mehreren Gründen für höchst unwahrscheinlich. Ein in München existierendes letztes Mozart-Porträt wäre nach dem Ableben des Meisters 1791 sicher nicht vergessen, sondern im Gegenteil allgemein zugänglich gemacht und wahrscheinlich auch wie damals üblich als Kupferstich publiziert worden. Auch sprächen die Umstände der Entstehung des Bildes gegen die Berliner Annahme.

Mozart hielt sich auf der Rückreise von den Frankfurter Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. vom 29. Oktober bis zum 6. November 1790, also eine gute Woche, in München auf. In dieser Zeit gab er vor dem König von Neapel ein Konzert. Nach Ansicht des Münchner Stadtarchivs hätte Mozart in diesen Tagen kaum die Muße gefunden, einem Maler Modell zu sitzen, der dafür berüchtigt gewesen sei, mit seinen Modellen Dutzende von Sitzungen abzuhalten. (APA/dpa)