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Foto: Archiv
Auf Mehrwertnummern in Quizsendungen bauen Sender in der Werbekrise. Der spanische TV-Sender Telesierra, sonst spezialisiert auf nächtliche Pornografie, fand eine besondere Variante: Eine halbe Stunde hingen Anrufer in der Warteschleife, dann schnappte die Leitung ab. Kosten pro Minute: 80 Cent. Die spanischen Behörden verhafteten vier Verantwortliche des Senders wegen Betrug.

Seit "Expedition Österreich" versucht auch der ORF, mit Call-in-Sendungen Geld zu machen. Nun heißt die Show "Quiz Express".

"Abzocke"

Heftig wie selten kritisierten das am Montag Publikumsräte des ORF. "Abzocke", schimpfte Klaus Daubeck, der Eltern und Familien dort vertritt. Sendungen, die dazu dienten, "Geld abzukassieren", seien im gebührenfinanzierten Fernsehen "abzulehnen". "Der Öffentlich-Rechtliche begibt sich damit auf Glatteis", warnte Georg Weißmann, Vorsitzender des Publikumsrats. Er verstehe, dass der ORF neue Einnahmequellen suche: "Ob die Quizshow die richtige ist, da bin ich anderer Meinung."

"Alle alternativen Geschäftsbereiche versuchen"

"Vehement vertreten" werde der "Quiz Express" von "Stiftungsräten insbesondere aus dem Burgenland", sagte Weißmann, die er "mit Geschäften in Verbindung" bringt. Er meint den grünen Stiftungsrat Pius Strobl, früher Geschäftsführer jener Wiener Firma Valcom, die für den ORF die Zuschaueranrufe abwickelt. Wo die Werbeumsätze sinken und die Regierung die Möglichkeiten des ORF dort beschränke, müsse die Anstalt "alle alternativen Geschäftsbereiche" versuchen, sagt Strobl: "Persönliche Geschäfte mache ich nicht damit, ich beziehe auch kein Gehalt mehr von der Valcom."

Zurück in den Publikumsrat: 70 Cent kostet der Anruf beim "Quiz Express", sagt Daubeck. Erst wenn ein Zuschauer hundertmal angerufen hat, werde er automatisch gesperrt. 70 Euro ist er damit los. AK-Konsumentenschützer Harald Glatz und andere Räte forderten, der ORF möge die Grenze schon bei weniger Anrufen setzen.

"Kein Verstoß"

Ergebnis der breiten Empörung im Publikumsrat: eine "Empfehlung" an die Geschäftsführung. Sie soll erklären, welche Strategie sie mit dem "Quiz Express" verfolgt. Zudem möge sie internationale Vergleiche dazu anstellen.

Die ARD zum Beispiel wollte 2004 mit Mehrwertnummern elf Millionen Euro verdienen, etwa mit der Wahl des "Tors der Woche". Reine Quizformate wie im ORF sind schwer auszumachen.

Weniger "Verkaufsorientierung" empfiehlt der Rat noch im "Quiz Express", der "inhaltlich aufzuwerten" sei.

Nicht nur der sorgt für Diskussionen: Um 250 Prozent steigerte der ORF die Anrufkosten bei der Vorauswahl zum Song Contest, rechnet Daubeck noch vor. Nach 0,14 Euro fielen heuer 0,49 Euro an. 20 Cent davon blieben dem ORF, sagt Generaldirektorin Monika Lindner, insgesamt "etwa 42.000" Euro. Was der "Quiz Express" bringt, sagt sie nicht. Nur so viel: "Hier liegt kein Verstoß gegen das Rundfunkgesetz vor." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 8.3.2005)