Wenige Tage nach jenem Auftritt unternahm Fritz Grünbaum einen verhinderten Selbstmordversuch. Am 14. Jänner 1941 starb er in Dachau.
Die Dankbarkeit der Mithäftlinge für Fritz Grünbaums große Kunst lässt sich aus den Entbehrungen ablesen, die sie Monate zuvor auf sich genommen hatten, um seinen 60. Geburtstag - am 7. April 1940 - zu feiern. "Längere Zeit hindurch nahmen wir nur einen kleinen Teil unserer Tagesration", so Fritz Kleinmann, der in derselben Baracke wie Grünbaum untergebracht war, "statt vier Mann nahmen sechs Mann einen Laib Brot (1 1/2 kg), vom Quark nahmen wir nur an jedem zweiten Tag einen Löffel, bis wir eine Schüssel voll hatten. Wir sparten auch einen Würfel Margarine (1/2 kg) und einen Becher Marmelade ein."
Sprache und Körper
Von der ersten, eher zufälligen Conférence im Jahr 1906 an hatte der 1880 in Brünn geborene Jura-Absolvent und angehende Advokat sein Publikum mit Körper- und Sprachwitz in Bann geschlagen. Von Anfang an arbeitete er auf mehreren Ebenen. Nahezu allabendlich trat er jahrzehntelang auf den wichtigsten Kabarettbühnen des deutschen Sprachraums auf: dem Wiener Simplicissimus, der Hölle, dem Pavillon, dem Berliner Chat Noir, dem Kabarett der Komiker und anderen. Er schrieb die Texte für seine Ansagen und für hunderte von Schlagern, über 40 Opernlibretti, wie etwa die 1907 von Leo Fall vertonte Dollarprinzessin, einen der größten Erfolge in der Geschichte des Genres. Es folgten in den Zwanzigern die großen Revuen, in den Dreißigern der Tonfilm, der Grünbaum umgehend als Drehbuchautor wie als Darsteller entdeckte.
Ein Großteil seines Werks ist heute verschollen, für den Augenblick entstanden, in Vergessenheit. Zahllose Texte liegen unentdeckt in Archiven in Wien und Berlin, harren einer ausgiebigen Recherche.