B. verkauft nämlich Öfen. Schicke Designerstücke mit Sichtfenstern aufs Feuer. Mitunter auch Kamine. An Menschen, erklärt der Mann vom Feuerhaus, die weder aus heiztechnischer Notwendigkeit den alten Schamottofen in der Altbauwohnung betreiben, noch aus Sicherheits- und Notzeitendenken neben der Zentral- oder Fernwärmeheizung halt auch vorsorgen wollen. Sondern an Leute, die einfach auf den Luxus der wohligen Wärme eines flackernden Feuers stehen.
Holzofen im Altbau
Ältere Leute, also Menschen, die noch Not oder Energieengpässe erlebt haben, aber auch Ärmere, erzählt B. , wundert das. Manche fänden es auch nahezu degoutant. Die Reaktion auf einen schicken Holzofen im sanierten Altbau, erklärt B., ähnle oft der von Großeltern, die nicht verstehen wollen, wieso man nicht jeden Tag Fleisch isst, obwohl man es sich doch - endlich - leisten könne. Aber das nur nebenbei.
Wohlstandsofenkäufer, weiß B., haben aber vom Feuermachen meist keine Ahnung. Sie haben es ja auch nie gelernt. Wo und wie auch? Aber damit diese Leute nicht austropopperhaft mit Spiritus, Benzin, gaskartuschenbetriebenen Bunsenbrennern oder anderen mitunter nicht ganz kontrollierbaren Brandbeschleunigern herumfuchteln, erklärt B. gerne und ausführlich, wie man ein Feuer zum Brennen bringt. Und Papier spielt da eine nicht unwichtige Rolle.
Andere Flamme
Deswegen – und nur deswegen – sagt B., frage er seine Kunden auch nach ihrer Zeitung. Weil jede anders brenne. Und es sei, betonter, keine platte Schmeichelei, wenn er sage, der Standard brenne am besten: Hell, ruhig und kräftig – mit einer Flamme, die zeige, dass da nicht allzu viel böse Chemie mitbrenne.
Irgendwann im Herbst aber habe er sich plötzlich gewundert: Da habe die Zeitung plötzlich anders gebrannt. Schneller. Und mit einer leicht andersfarbigen Flamme. Ein paar Wochen lang. Dann wieder so wie früher. Dann wieder anders. Und als Ofenmacher, sagte B., fordere er eine Erklärung.
Sortenwechsel
In der Produktion des Print-Standard war man erstaunt: Dass es tatsächlich jemandem aufgefallen sei, dass man seit einiger Zeit monatlich zwischen zwei Papiersorten wechsle, sei faszinierend: Das eine sei dünner, habe einen höheren Recyclinganteil und raschle daher mehr, das andere habe einen höheren Holzanteil. Welches sich zum Unterzünden besser eigne, habe man allerdings bisher weder überlegt noch herausgefunden.
B. war dankbar. Und wollte noch etwas hinzufügen: Er empfehle, sagte er, seinen Kunden den Standard. Aber nur unter einer Bedingung: Eine Zeitung dürfe man erst verheizen, wenn sie gelesen wurde. Und zwar gründlich.