Dienstende für den dienstältesten Bürgermeister: Kurt Schagerer (SP) aus Pitten tritt nicht mehr an.

Foto: Christian Fischer

Die jüngste Ortschefin steht schon zum zweiten Mal zur Wahl: Martha Löffler (29) ist "begeisterte VPlerin".

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Gute Freunde hätten ihr immer schon prophezeit, dass sie das einmal machen werde, sagt Martha Löffler. Seit April 2003 ist die 29-Jährige Bürgermeisterin im niederösterreichischen Furth bei Göttweig (Bezirk Krems). Damit ist sie nicht nur die zweitjüngste Ortschefin, sie ist auch eine von landesweit nur 21 Frauen in dieser Funktion (siehe Wissen).

Bei der Parteizugehörigkeit gehört sie zur politischen Mehrheit im Land: Löffler ist begeisterte ÖVP-lerin. Schon im Jahr 2000 zog sie für die VP in den Gemeinderat ein. Sie übernahm das Finanzressort. "Ich hab im Lehramt Mathematik und Physik studiert, da ist man dann auf mich gekommen", erzählt Löffler, die in einer St. Pöltner Schule unterrichtet, heute.

Zu tun gibt es als Bürgermeisterin einer 3000-Einwohnergemeinde viel: "Die Aufgaben sind breit gefächert - verhandeln mit Banken, das Stift Göttweig gehört dazu, der Straßenbau, Kanalisation und und, und . . ." Dass sie in ihrer Funktion über viel Macht verfügt, glaubt sie dennoch nicht: "Die Hauptverantwortung liegt beim Gemeinderat." Derzeit hält die ÖVP in Furth zwölf Mandate, die SPÖ acht und die FPÖ eines - und bald keines, denn sie kandidiert nicht mehr.

Sachpolitik gewinnt

Im Rennen mit der SPÖ will Löffler mit Konkretem punkten. Mit "erfolgreich laufenden Projekten" wie der Nachmittagsbetreuung für Kinder in der örtlichen Schule etwa. Überhaupt - so bestätigen Bürgermeister landauf, landab - sei es der Service am Bürger in der Zeit, der am Wahltag Stimmen bringt: ein Trend zur Sachpolitik, der selbst Ortschefs mit langer Parteiverankerung wie Johann Karl (SP) in Gänserndorf auf parteiübergreifende Gedanken bringt.

"Ich könnte mir eine Kandidatur auf einer Namensliste der besten Köpfe, also quer über Parteigrenzen hinweg, im Grunde gut vorstellen", sagt Karl, der mit der SP die 8000-Einwohnerstadt derzeit mit absoluter Mehrheit regiert. Vorteil dabei: "Dass die guten Ideen von Vertretern anderer Parteien dann nicht so oft zunichte gemacht würden", meint der Ortschef, dessen Gemeinderat seit Jahren mit dem chronisch krisenhaften Safaripark kämpft.

Doch die Gänserndorfer Namensliste ist reine Utopie. Zur Entscheidung am Sonntag tritt Karl, wie gehabt, als SP-Bürgermeisterkandidat an. Das sei auch gut so, meint SP-Landesgeschäftsführerin Karin Kadenbach, die wie Parteistrategen aller Couleur, listenförmige Absetzbewegungen, wie sie an der Wiener Peripherie häufig sind, gar nicht schätzt.

Der Wähler brauche Orientierungshilfe, meint Kadenbach, und diese biete die Partei. Der Wähler brauche greifbare, verwurzelte Kandidaten, heißt es - scheinbar gegenteilig - aus der Landes-VP (siehe Artikel unten). Eine Ansage, die Andreas Arbesser, Bürgermeister der 9000-Einwohnergemeinde Langenzersdorf bei Wien, mit "1200 bis 1400 persönlichen Kontakten im Gemeinderatswahlkampf" eingelöst hat.

Dabei war ihm, dessen VP bei den Gemeinderatswahlen 2000 auf 48,19 Prozent kam, unter anderem der Kontakt zu den "Zuzüglern" wichtig. Diese - Stadtflüchtlinge meist - kommen großteils aus dem roten Wien. Der "Persönlichkeitsfaktor", so hofft Arbesser nun, werde ihre Wahlentscheidung leiten.

Doch selbst dieser unterliegt dem Wandel der Zeiten. Wer könnte das besser wissen als Kurt Schagerer (75) , der seit 43 Jahren in Pitten bei Wiener Neustadt für die SPÖ die Geschäfte führt und anlässlich der Gemeinderatswahlen am kommenden Sonntag seinen Abschied nimmt. "Früher war das eher ein Wirtshausberuf. Stimmen hat der gekriegt, der sich zum Stammtisch gesetzt hat, mit genug Geld, um die anderen einzuladen", schildert der dienstälteste Niederösterreichische Ortskaiser.

Im Laufe der Zeit - mit den frühen 1960ern als Stunde null - sei der Job dann "immer aufwändiger" geworden. Für den bei seiner Amtseinführung 32-Jährigen, dem für das Wirtshausrunden schmeißen das Geld zu schade war und der sich damals statt dessen lieber als sozialdemokratischer Jugendfunktionär einen Namen machte, kein Problem.

Guter Rat tut es auch

"Wichtig ist, den Leuten das Gefühl zu geben, dass man ihnen mit gutem Rat zur Seite steht", fasst er vier Jahrzehnte kommunalpolitische Praxis zusammen. Dies, so Schagerer, solle auch sein designierter Nachfolger als Bürgermeister der 2500-Einwohnergemeinde in der Buckligen Welt beherzigen - Günter Moraw, dem er ein eher kurz angebundenes: "Ich wünsch ihm alles Gute" mit auf den Weg gibt.

Stellungnahmen aus der eigenen Partei, die ihn als "Polit-Dinosaurier" bezeichneten, hat der achtfache Großvater noch nicht verwunden. Da streicht er lieber die gute Gesprächsbasis zum politischen Konkurrenten heraus. Zu Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) vor allem. Auf dessen Frage, wie Schagerer es mit der Demokratie halte, habe er geantwortet - "und dazu stehe ich: dass ich mit der Demokratie gar kein Problem habe, weil ich immer so lange diskutiere, bis alle anderen meiner Meinung sind. Das muss man aussitzen - und die besseren Argumente braucht man auch". (Irene Brickner/Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 4.2.2005)