Ruth Klüger (rechts im Bild) und Renata Schmidtkunz
Foto: Evanglische Kirche
Wien - Im Anschluss an die Vorführung des Films "Sophie Scholl - Die letzten Tage" am Mittwoch Abend im Votivkino in Wien fand eine Podiumsdiskussion zu "Frauen im Widerstand" statt. Die aus Wien stammende Ruth Klüger, Autorin ("weiter leben") und Literaturprofessorin, zeigte sich vom Film und der Weißen Rose sehr beeindruckt und kam auf die Ambivalenz des Widerstandes zu sprechen, mit welcher Leichtigkeit, und doch auch nicht, Leben quasi weggeworfen wurde. Sie verdeutlichte auch den Hintergrund des Spielfilmes, wonach neu aufgetauchte zeitgeschichtliche Quellen verwendet wurden: "Das Dokumentationmaterial, das dem Film über Sophie Scholl zugrunde liegt, war in der DDR versteckt worden. Man wollte nicht den christlichen Widerstand verherrlichen."

Michael Bünker, Oberkirchenrat der evangelischen Kirche, betonte, dass der Film der erste über die Widerstandsbewegung der "Weißen Rose" ist, der "konsequent die Geschichte aus der Perspektive einer Frau", nämlich Sophie Scholl, erzählt "und in dieser Perspektive bis zum Schluss bleibt". "Die Stärke ihres Glaubens und die Momente im Verhör zwischen dem verhörenden Beamten Mohr und Sophie Scholl" sind für ihn beeindruckend. "Der Film stellt sich auf die richtige Seite."

Frauen im Widerstand

Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Elisabeth Holzinger berichtete von ihren Forschungen, als sie und andere Wissenschafterinnen Anfang der 80er Jahre 100 Frauen über ihre Motive, im Widerstand zu kämpfen, befragt hatten. Dabei hätten sich drei Linien abgezeichnet: Die Wut über Armut und Unterdrückung bei Kommunistinnen, die Ablehnung des Kriegs bei Christinnen und bei Unterstützerinnen von Partisanen aus dem bäuerlichen Milieu das Gefühl, hineinzuwachsen und nicht mehr zuschauen zu können.

Brigitte Bailer-Galanda, die Leiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, kritisierte an dem Film einen gewissen "Widerstands-Heroismus". Allerdings: Bei allen Akten, die über bekannte Männer im Widerstand im Archiv zu finden sind, gab es auch immer viele Frauen, die mitverurteilt wurden. Namentlich in der Öffentlichkeit bekannt waren nur die Männer, Frauen hatten wenig Beachtung gefunden. Großteils noch bis heute. (red)