Bogomolow sprach in Wien mit Spitzenvertretern von ÖVP und SPÖ, um sich über Organisation und Strukturen einer modernen Volkspartei zu informieren, zu der "Einiges Russland" einmal werden soll. Der ehemalige Geschichtslehrer Bogomolow und Präsident Wladimir Putin kennen einander von ihrer gemeinsamen Zeit in der damaligen DDR. Putin war KGB-Offizier, Bogomolow Dritter, dann Zweiter Sekretär der sowjetischen Botschaft in Ost-Berlin. Später arbeitete Bogomolow als Journalist.
Rechtzeitig vor den Parlamentswahlen 2003 wurde vom Kreml die Partei "Einiges Russland" aus dem Boden gestampft, mit Bogomolow, dessen Fähigkeiten Putin schätzen gelernt hatte, als Strategen. Die Partei errang die Zweidrittelmehrheit in der Staatsduma, dem Unterhaus.
Dass sie diese Mehrheit für eine Verfassungsänderung nutzen könnte, die Putin eine dritte Amtszeit ermöglicht, schließt Bogomolow aus. Der Präsident habe mehrmals betont, dass er so etwas nicht plane. "Es gibt eine Verfassung, und sie bleibt so, wie sie ist." Die Frage, ob es sonst irgendwelche Unterschiede zwischen seiner Partei und dem Programm Putins gebe, beantwortet Bogomolow ganz knapp: "Keine."
In der Kritik an den Plänen Putins zur Stärkung der Zentralmacht werde meist eines übersehen: Der Kremlchef habe auch betont, dass Russland ein entwickeltes Parteiensystem brauche, "mit mindestens vier im ganzen Land verankerten Parteien, nicht so wie Jabloko (liberale Gruppe, Red.), die nur in drei Städten präsent ist".
Offenbar auch in Anspielung auf die jüngste Demokratiedebatte zwischen US-Präsident George W. Bush und Putin beim Gipfel in Bratislava sagt Bogomolow: "Wir sind ein Teil Europas, aber wir werden nie eine Demokratie nach westeuropäischem oder amerikanischem Muster werden. Die russische Demokratie muss der russischen Tradition angepasst sein." Eines müsse dem Westen klar sein: "Wir sind ein Bollwerk." Wogegen? "Gegen den Extremismus." Wenn Russland destabilisiert werde, sei Europa als Erstes davon betroffen: "Wenn Russland zerfällt, wird Europa weggeblasen."