Innsbruck - Der Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa (V)
sieht "überhaupt keine Notwendigkeit" für einen Forschungsauftrag zur
neuerlichen Aufarbeitung der NS-Zeit, wie dies die Grünen gefordert
hatten. Sein Schwiegervater, der legendäre Ex- Landeshauptmann Eduard
Wallnöfer (V), sei der "bedeutendste Landeshauptmann des 20.
Jahrhunderts - und er wird es bleiben mit oder ohne
NSDAP-Mitgliedschaft", erklärte Van Staa am Dienstag.
Es gebe keine Zeit, die so stark dokumentiert sei wie jene des
Naziregimes. Das Tiroler Landesarchiv sei geöffnet und die
Wissenschaft frei, erklärte der Landeshauptmann nach der
Regierungssitzung in Innsbruck. Was ihn und seine Familie betreffe,
könne jeder "gerne nachschauen" und solle zweitens auch "in seinen
eigenen Familien nachschauen".
"Braune Flecken" ausgelassen
"Wie kann man jedoch sagen, dass ein Werk zu novellieren ist",
sagte Van Staa in Richtung der Forderung der Tiroler Grünen, eine
1984 vom Leiter des Tiroler Landesarchivs Richard Schober
veröffentlichte Publikation "Geschichte des Tiroler Landtages im 19.
und 20. Jahrhundert" überarbeiten zu lassen. Die Grünen hatten
erklärt, dass in den darin enthaltenen Politiker-Biografien "braune
Flecken" ausgelassen worden seien.
Vorwürfe von Grünen- Klubobmann LAbg. Georg Willi, wonach Van Staa
die Echtheit der NSDAP-Mitgliedskarte seines Schwiegervaters
angezweifelt habe, kommentierte der Landeshauptmann mit: "Wann hab
ich die Echtheit angezweifelt?" Van Staa habe Wallnöfers Antrag auf
Mitgliedschaft nicht verschwiegen und auch nie in Zweifel gezogen,
dass es jedermanns Recht sei, Wissen weiter zu geben. (APA)