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Wien - Höflich ist Helmut (47) nicht. Geld fehlt ihm genug. Haschisch kennt er so gut wie den Inhalt der Müllcontainer der Wohnhausanlage. Der Richter versucht erst gar nicht, ein Geheimnis daraus zu machen, dass er den Mistkübelstierler für den Taxiräuber aus der Eisvogelgasse im Oktober 2001 hält. Aber so leicht dürfen es sich die Geschworenen nicht machen: Der Mann ist unbescholten. Der Überfall blieb drei Jahre unaufgeklärt. Da will der Täter der Taxifahrerin plötzlich über den Weg gelaufen sein.

"Lass meinen Rucksack, du Trottel, da is eh nix drinnen", hatte sich die Taxlerin damals im Auto vergeblich zu wehren versucht. "Geld her, Hure", befahl der Fahrgast. Und er hielt ihr ein Messer vors Gesicht. Mit 1200 Schilling flüchtete er. Unmittelbar nach dem Überfall beschrieb sie ihn als etwa 30-jährigen Ausländer und erinnerte sich an kurze Haare. Der Verteidiger zeigt heute allerdings ein Foto aus dieser Zeit, auf dem der Angeklagte mit schulterlangen Haaren zu sehen ist.

Schreck

Im November 2004 übersiedelte die Frau - und glaubte, in einem Mitbewohner der Siedlung den Räuber wiederzuerkennen. "Das war ein unglaublicher Schreck für mich", sagt die Zeugin. Sonderbar: Die Frau sah den Mann mehrmals, war aber wochenlang nicht bereit oder fähig, die Polizei zu verständigen. Erst als sie ihn dabei beobachte, wie er einem Freund eine Plastikpistole vorführte, zeigte sie ihn an. "Ich hab das dann nicht mehr verantworten können", erklärt sie. Helmut wurde daraufhin verhaftet.

Der Angeklagte bestreitet die Tat. Vor der Polizei schimpfte er, die Frau sei wahrscheinlich drogensüchtig und habe sicher gar keine Taxilizenz. Warum er das gesagt hat? - "Najo, wenn's solche Aussagen macht, muss i ihr irgend a Retourkutsch'n geben", argumentiert er. Übrigens sei er gar nicht in Geldschwierigkeiten gewesen. "I hab an Kredit g'habt mit null Zinsen", behauptet er. - "Geh geh", sagt der Richter. "Ohjo, des hat der Kreisky damals für mich g'macht", versichert er. (DER STANDARD – Printausgabe, 01.03.2005)