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Die Absicht des Attentäters war es, "eine größtmögliche Opferzahl zu erzielen": Ein irakischer Feuerwehrmann eilt durch das Trümmerfeld in der Stadt Hilla, um Verwundeten erste Hilfe zu leisten.

Foto: Reuters/TV
Ein Selbstmordattentäter hat in der irakischen Stadt Hilla ein Blutbad angerichtet. Er parkte ein Auto vor dem Spital und jagte dutzende Kilo TNT in die Luft. Der Anschlag war einer der größten, seit die USA im März 2003 das Ende des Kriegs gegen den Irak verkündet haben.

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Hilla/Bagdad – Beim schlimmsten Bombenanschlag im Irak seit einem Jahr sind in Hilla am Montag mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens weitere 133 Menschen wurden verletzt, als eine Autobombe in einer Menschenmenge vor dem Krankenhaus detonierte.

"Wir haben im Autowrack die am Lenkrad festgeklammerten Hände eines Selbstmordattentäters und einen verbrannten Koran gefunden", sagte der Feuerwehrmann Ammar El Ani. Nach Angaben der Polizei war das Fahrzeug direkt vor dem Krankenhaus in einem belebten Geschäftsviertel der 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt abgestellt gewesen.

Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um Bewerber für den Polizeidienst, die bei der Gesundheitsbehörde für einen Augentest anstanden. Zudem wurden viele Menschen auf einem belebten Markt auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Tod gerissen.

Nach Angaben des Leiters der Gerichtsmedizin, Thamer Sultan, waren in dem Anschlagsfahrzeug mehrere Dutzend Kilo des Sprengstoffs TNT sowie Mörsergranaten platziert gewesen, "um eine größtmögliche Opferzahl zu erzielen".

Der Gouverneur der Provinz Babylon, Walid Dschanabi, sagte, der Anschlag habe "Bürger getroffen, die keinerlei Verbindungen zur Armee und zur Polizei haben und die in Frieden leben wollten". Es handelte sich um eines der schlimmsten Bombenattentate im Irak seit dem offiziellen Ende des US-geführten Krieges Anfang Mai 2003. Am 1. Februar vergangenen Jahres waren bei einem Selbstmordanschlag im kurdischen Erbil 105 Menschen getötet worden. Bei zwei zeitgleichen Anschlägen in Kerbala und Bagdad am 2. März 2004 starben insgesamt mehr als 170 Menschen.

Enorme Geldsummen

Der Anschlag in Hilla ereignete sich einen Tag, nachdem die Festnahme von Sabawi Ibrahim el Hassan, einem der meistgesuchten Iraker, bekannt wurde. Der Exgeheimdienstchef und Halbbruder von Exmachthaber Saddam Hussein wird verdächtigt, Aufständische finanziert zu haben.

Der Geheimdienstchef des irakischen Innenministeriums, Hussein Ali Kamel, teilte am Montag in Bagdad mit, Hassan sei vor drei Tagen an der syrischen Grenze festgenommen worden. Er sei häufig zwischen dem Irak und Syrien gependelt. Auf die Frage, ob Syrien bei der Festnahme geholfen habe, antwortete Kamel, dies spiele keine Rolle.

Hassan besaß laut Kamel "enorme Geldsummen" aus den Kassen der ehemaligen Regierungspartei Baath, die er zur Finanzierung "terroristischer Aktionen" nutzte. Nach Angaben des nationalen Sicherheitsberaters Muaffak el Rubai waren knapp 30 Einsatzkräfte an der Festnahme beteiligt. Rubai forderte Syrien zu einer besseren Zusammenarbeit auf: "So viele Kriminelle, die Anschläge im Irak verüben, sind in Syrien immer noch auf freiem Fuß", sagte er.

Bei verschiedenen Angriffen im sunnitischen Dreieck westlich und nördlich der Hauptstadt Bagdad kamen am Montag insgesamt fünf Iraker ums Leben. Die US-Armee gab die Festnahme von insgesamt 211 Aufständischen seit Beginn des Einsatzes in der sunnitischen Unruheprovinz El Anbar vor gut einer Woche bekannt. Ein US-Soldat wurde am Sonntag in Bagdad getötet. (DER STANDARD, red,AFP, Printausgabe, 1.3.2005)