Wien - Auf entschiedene Kritik stößt der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Veit Sorger, mit seinen Vorschlägen zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten bei den Gewerkschaften, der Arbeiterkammer (AK) und auch bei den ÖVP- und FPÖ-Arbeitnehmern. Sie befürchten mehr Arbeit für weniger Lohn. Hinter den IV-Chef stellte sich in einer Aussendung nur ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll.

Der Abbau von Überstundenzuschlägen schwäche sehr wohl die Kaufkraft und die Nachfrage und gefährde somit Arbeitsplätze, meinte AK-Direktor Werner Muhm in Richtung Sorger. Er erwartet Einkommenseinbußen vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben und dem Verlust von 5.000 Arbeitsplätzen.

Die Gewerkschaft reagierte auf breiter Front gegen Sorger. Für Eisenbahner-Chef Wilhelm Haberzettl steht die Absicht der Unternehmer fest: "Die Arbeitszeit verlängern und die Löhne kürzen." Hier werde die Gewerkschaft aber nicht mitspielen. Er vewies auf die Möglichkeiten einer Flexibilisierung im Wege der Kollektivverträge. Einschließlich der Selbstständigen würden in Österreich bereits 42 Prozent der Beschäftigten ohne fixe Arbeitszeit arbeiten.

GPA-Chef Wolfgang Katzian glaubt, dass am Ende nur die Aktionäre als Nutznießer übrig bleiben werden. Sein Gegenvorschlag: Auf Ebene der Kollektivverträge "sollte der Weg der innovativen Arbeitszeitgestaltung gekoppelt mit einer weiteren Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit fortgesetzt werden". Und die Frauenvorsitzende im Gewerkschaftsbund, Renate Csörgits, rief die Arbeitgeber auf, "wieder auf den bewährten Weg sozialpartnerschaftlicher Verhandlungskultur zurückzukehren". Sie forderte familienfreundliche Arbeitszeiten und eine Ausweitung des Rechts auf Elternteilzeit auf Kleinbetriebe".

Eine gesetzliche Arbeitszeit-Regelung stößt aber auch innerhalb der Regierungsparteien auf Widerstand. Für Werner Amon, Generalsekretär des ÖVP-Arbeitnehmerbundes, bleibt offen, was die Arbeitnehmer von der Flexibilisierung hätten. Einen "gewissen Widerspruch" ortete er im Vorgehen der Wirtschaft, allein einen Gesetzesentwurf erarbeitet zu haben, die Sozialpartner aber nicht umgehen zu wollen. FP-Arbeitnehmer-Chef Max Walch stellte ebenfalls klar: "Ein 10-Stunden Arbeitstag kommt für uns überhaupt nicht in Frage." Auch er sieht die Möglichkeiten über die Kollektivverträge als ausreichend. Positiv zu Sorger äußerte sich nur Stummvoll: Er sah einen "wertvollen Beitrag im Rahmen einer Strategie für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung". (APA)