Wien - Siemens ist der Übernahme der VA Tech wieder einen deutlichen Schritt näher gerückt. In der Nacht auf Samstag ist die Nachfrist abgelaufen, in der VA-Tech-Aktionäre ihre Aktien bei der Bank Austria Creditanstalt abgeben konnten. Wie viel Prozent der Elektro- und Elektronikkonzern nunmehr am Anlagenbaukonzern hält, wird erst am Dienstag veröffentlicht. Beobachter gingen davon aus, dass Siemens mehr als 98 Prozent des Grundkapitals auf sich vereinigen konnte, denn die Chancen, im Zuge einer Zwangsabfindung mehr Geld als die gebotenen 65 Euro je Aktie herauszuholen, seien gering und stünden in keinem Verhältnis zum Aufwand. Außerdem verliere die Aktie weiter an Liquidität, weil praktisch kein Handel mehr stattfinde.

Zur Erinnerung: "Gelaufen" ist die Übernahme am 10. Februar, damals hatte Siemens die selbst gelegte Latte von 90 Prozent knapp aber doch mit 90,94 Prozent übersprungen.

Ao. Hauptversammlung wahrscheinlich am 12. April

Nächster Schritt im Prozedere ist eine außerordentliche Hauptversammlung, die dem Vernehmen nach am 12. April stattfinden wird. In dieser will Siemens gemäß ihrem derzeitigen Anteil von 16,45 Prozent mit in den VA-Tech-Aufsichtsrat einziehen. Früheren Angaben zufolge sind dem Konzern zumindest die beiden Mandate der Victory Industriebeteiligung AG des Mirko Kovats versprochen.

Ursprünglich wollte Siemens die außertourliche Aktionärsversammlung bereits im März abhalten, davon sei man wegen der Osterfeiertage aber abgerückt. Völlig neu gemischt werden die Karten dann im Mai. Da laufen sieben Aufsichtsratsmandate regulär aus.

Noch etwas länger dauert es, bis Siemens in der VA Tech auch operativ das Ruder übernehmen und das Management austauschen kann: Die EU-Kartellwächter haben bis 20. Juli Zeit, die Übernahme der sich überschneidenden Konzerne auf Herz und Nieren zu prüfen. Auflagen werden im Wasserkraftwerksbau erwartet, da hätte Siemens-VA-Tech eine marktbeherrschende Stellung. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.2.2005)