Der deutsche Spiegel muss erst einmal nachfragen, was denn ein "Strizzi" sei. Ein kleiner Gauner - ein Ganove, um es den Deutschen verständlich zu machen. Das ist nämlich Voraussetzung, um über die Vergabe des EM-Stadions in Klagenfurt berichten zu können. Weil das Vergabeverfahren offenbar nicht so läuft, wie sich das ein Landeshauptmann wünscht, müssen Schuldige gefunden werden: die Strizzis in Wien eben. Damit es auch der Spiegel versteht: Die Mafia ist am Werk, die Vergabemafia. Deren Chef, gewissermaßen der Pate, hat die versuchte Einflussnahme der Politik öffentlich gemacht.

Jetzt soll sein Kopf rollen. Ein anderes Mitglied der Vergabekommission, der das Beharren eines Bieters auf Zuschlag mit Verweis auf Parteienfinanzierung festgehalten hat, wurde mit einer Klage auf 20 Millionen Euro bedroht - und schied aus der Kommission aus. Der Mann schweigt seitdem. Angesichts des Klagswerts könnte er sich nicht einmal einen Anwaltsbrief leisten. Bieterdetails wurden öffentlich gemacht oder einem Mitbewerber zugespielt. Bei einem Auftragsvolumen von 60 Millionen Euro (und einer möglichen Gegenfinanzierung anderer Projekte) wird mit allen Mitteln gekämpft.

Der vermeintliche Abhörskandal erschien da wie ein Ablenkungsmanöver, und fast wäre diese Strategie auch aufgegangen. Von diesen Vorwürfen aus Kärnten ist aber nichts übrig geblieben und somit stehen wir doch wieder vor dem Klagenfurter Fußballstadion - und blicken in einen Sumpf.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss könnte die Vorgänge aufklären. Die FPÖ will ihn wegen der Abhöraffäre, SPÖ und Grüne streben ihn wegen der Ungereimtheiten im Vergabeverfahren an. Wetten, es wird keinen geben? Weil die FPÖ schlussendlich nicht mitmachen wird. Ein Grund mehr, die Einsetzung eines U-Ausschusses endlich zum Minderheitenrecht zu machen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.2.2005)