Istanbul - Das türkische Parlament hat in der Nacht zum Donnerstag ein Gesetz beschlossen, das tausenden Kopftuch-Studentinnen die Rückkehr an die Hochschulen des Landes ermöglichen soll. Nach dem mit der Mehrheit der islamisch geprägten Regierungspartei AKP gefassten Beschluss dürfen sich alle Studenten wieder einschreiben, die seit Juni 2000 vor der Abschlussprüfung die Universitäten verlassen haben. Unter den rund 225.000 Studenten, die von der Amnestie profitieren, sind einige tausend junge Frauen, die an der Uni nicht auf ihr Kopftuch verzichten wollten und deshalb nicht weiter studieren konnten. Kritiker werfen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und der AKP vor, sie wollten mit der Amnestie ein Wahlversprechen bei ihren religiösen Wählern einlösen. Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer, ein Gegner der AKP, muss dem Gesetz zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Kopftücher sind in Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen der Türkei verboten, weil sie als Symbol des politischen Islam gelten. Die AKP hatte vor ihrem Regierungsantritt Ende 2002 angekündigt, das Kopftuch-Verbot aufheben zu wollen. Erdogan selbst lässt seine beiden Töchter in den USA studieren, weil sie dort an der Universität das Kopftuch tragen dürfen. (APA/AFP)