Wien - In der Früh geschah es in der Leopoldstadt, mittags in Penzing und am Nachmittag in Döbling - am Montag gab es gleich drei Überfälle in Wien. Seit Anfang des Jahres kam es schon zu dreizehn Bankrauben. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es fünf. Und 2004 war ein Raubrekordjahr.

Einzeltäter, getrieben von Geldnot, sieht Christian Grafl, Kriminologe an der Uni Wien, als eine Tätergruppe - eine von mehreren. Daneben gebe es professionelle Gruppen, die der organisierten Kriminalität zuzurechnen seien, sowie "Nachahmungstäter", die von Überfällen lesen und so die "letzte Initialzündung" bekommen.

Strafmaß ausreichend

Dass man zur Abschreckung das Strafmaß anheben soll, hält der Kriminologe für wenig sinnvoll: "Jeder Mensch weiß doch, dass das verboten ist und man im Gefängnis landet. Wer aus Verzweiflung und Not handelt, denkt aber nicht dran. Und die Professionellen gehen davon aus, dass sie nicht erwischt werden."

Gleichzeitig warnt der Kriminologe auch davor, die Sicherheit der Geldinstitute drastisch zu erhöhen: Mit technischen Sicherungen wie Schleusen könne das Risiko eines Überfalls zwar minimiert werden. Vor allem bei den professionellen Banden zeige sich aber, dass "dann die Brutalität zunimmt" - es etwa zu Geiselnahmen kommt. Außerdem müsse auch die Akzeptanz der Kunden mitbedacht werden. Grafl: "Wer will schon an drei Bewaffneten vorbei durch drei Schleusen in seine Bank gehen?"

So lehnt man auch beispielsweise bei der Erste Bank sowie bei der Bawag die Einführung von Türsicherheitsschleusen ab. Dort heißt es auf STANDARD-Anfrage knapp: "Wir wollen unsere Kunden nicht raussperren." (pm, DER STANDARD Printausgabe, 23.02.2005)