Foto: Buchcover/Schöffling
"Am Ende bringen wir unsere Mütter um, weil wir nicht mehr lügen wollen". Margit Schreiners Roman beginnt mit einer schonungslosen Abrechnung mit der Beziehung zu ihrer Mutter. Sie beschreibt eine Geschichte des Abschieds, welche die Trilogie ihrer Trennungen abschließt. In "Nackte Väter" thematisierte sie die Trennung einer Tochter von einem an Alzheimer erkrankten Vater und in "Haus, Frauen, Sex" das Scheitern einer Ehe aus der Sicht des Mannes.

In "Heißt lieben" geht es jedoch nicht nur um das Abschiednehmen von einer / ihrer Mutter, sondern von Müttern überhaupt. Das Persönliche beziehungsweise das abstrahiert Individuelle der Protagonistin wird zugleich auf eine allgemeine Ebene gehoben, als ob alle Mütter gleich oder zumindest ähnlich wären und sich die Beziehungen zwischen ihnen und den Töchtern ebenso gestalten würden, wie es der Protagonistin beziehungsweise der Ich-Erzählerin widerfahren ist.

Beim Verlassen der persönlichen Ebene stellt die Autorin jedoch nicht, wie vermutet werden könnte, einen politischen Kontext her, sondern verbleibt in ihrer privaten Anklage. Damit wird aber auch das im Mainstream geläufige psychologisierte Vorurteil, Mütter seien per se Sündenziegen und am Unwohl ihrer Töchter und Söhne schuldig, weiter getragen, nicht hinterfragt und somit als unlösbar stehen gelassen.

Erst im letzten Drittel des Buches, nämlich mit dem Tod der Mutter und der daraus resultierenden Befreiung der Tochter, kommt Spannung und Leichtigkeit auf. Und das Bewusstsein zur Liebe der Mutter und damit zu sich selbst. "Denn Lieben ohne Trennung gibt es nicht". (dabu)