In "Heißt lieben" geht es jedoch nicht nur um das Abschiednehmen von einer / ihrer Mutter, sondern von Müttern überhaupt. Das Persönliche beziehungsweise das abstrahiert Individuelle der Protagonistin wird zugleich auf eine allgemeine Ebene gehoben, als ob alle Mütter gleich oder zumindest ähnlich wären und sich die Beziehungen zwischen ihnen und den Töchtern ebenso gestalten würden, wie es der Protagonistin beziehungsweise der Ich-Erzählerin widerfahren ist.
Beim Verlassen der persönlichen Ebene stellt die Autorin jedoch nicht, wie vermutet werden könnte, einen politischen Kontext her, sondern verbleibt in ihrer privaten Anklage. Damit wird aber auch das im Mainstream geläufige psychologisierte Vorurteil, Mütter seien per se Sündenziegen und am Unwohl ihrer Töchter und Söhne schuldig, weiter getragen, nicht hinterfragt und somit als unlösbar stehen gelassen.