Washington - Eine simple Speichelprobe soll künftig in vielen Fällen Blut- und Urinproben ablösen. Damit könnten unter anderem Alkohol- und Drogenkonsum, Aids-, Milzbrand- und andere Erreger sowie möglicherweise auch Krebs diagnostiziert werden, erläuterten Forscher auf dem Kongress des Amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS in Washington. "Fast alles, was im Körper vorgeht, ist von den Flüssigkeiten im Mund abzulesen, vom Speichel, Schleim oder auch Zahnbelag."

Der Speichel verrate auch, ob und wie viel Karies ein Patient im Laufe seines Lebens entwickelt und in einigen Fällen sogar an welchen Zähnen, sagte Prof. Paul Denny von der Universität von Südkalifornien am Donnerstagabend auf dem größten interdisziplinären Wissenschaftsforum der Welt.

Arbeiten am Test

Wie Denny arbeiten auch Forscher der Universität von Pennsylvania um Daniel Malamud an einem Test, der Substanzen im Mund zuverlässig auswertet. Speichelproben seien einfach und schmerzlos abzugeben, erforderten keine Einstiche und ließen - anders als Urinproben - keinen Betrug zu. Speichel werde ständig neu produziert - rund ein Liter am Tag - und enthalte die meisten Eiweißstoffe und Moleküle, die auch im Blut und Urin zu finden sind.

In mehreren US-Studien gelang es, sowohl Drogen als auch Bakterien, Viren, Hormone, Antikörper und Wachstumsfaktoren im Mund- und Rachenraum nachzuweisen. Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles um David Wong wollen in zwei Jahren einen Katalog aller im Speichel steckenden Proteine aufgestellt haben. Einige dieser Eiweiße ermöglichten Denny, Patienten exakte Prognosen für ihren späteren Kariesbefall zu geben. Ein entsprechender Test soll Zahnärzten einmal helfen, Risiko-Kandidaten schon im jungen Alter zu finden und sie mit einem speziellen Schutzbelag rechtzeitig vor Karies zu schützen. (APA/dpa)