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Wal Mart weist Vorwürfe zurück, gibt aber zu bedenken, daß Standorte profitabel sein müssen

Foto: APA/EPA/Justin Lane
Hamburg - Im Kampf gegen miese Arbeitsbedingungen im Einzelhandel attackiert Ver.di jetzt den Weltmarktführer Wal-Mart. Die Gewerkschaft berichtet über Erpressungsmethoden des Konzerns in Deutschland. Wenn die Belegschaft nicht länger arbeitet, droht das Management demnach öfter mal mit Filialschließung. Angestellte bestätigen die rüden Attacken, wie Spiegel Online berichtet.

Harte Bandagen

"Uns wurde die Schließung der Filiale in Aussicht gestellt, wenn wir die Forderung des Managements nicht unterschreiben", sagt das Belegschaftsmitglied einer Filiale aus Süddeutschland. Dabei ging es neben einer Flexibilisierung der Arbeitszeit auch um die Kündigung mehrerer Mitarbeiter und um die Videoüberwachung des Geschäfts. Am Ende war der Druck den Mitarbeitern zu groß, sie gaben nach. Eine Angestellte eines weiteren Geschäfts aus dem Westen der Republik erzählt von ähnlichen Praktiken. "Das sind keine Einzelfälle", fügt sie hinzu.

"Wal-Mart will jede mögliche Öffnungszeit ausnutzen, ohne Personal einzustellen. Im Gegenteil: Stellen werden gestrichen und die Leute müssen mehr arbeiten. Dagegen gibt es Widerstand", erklärt Ulrich Dalibor von der Berufsfachgruppe Handel der Gewerkschaft Ver.di.

Auch er hat von rüden Verhandlungsmethoden bei Wal-Mart gehört. "Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmensvertreter den Betriebsräten mit der Schließung der Filiale drohen, wenn diese nicht alle Forderungen vor allem bei Arbeitszeiten akzeptieren. Dahinter steckt Methode", sagt Dalibor.

Vorrangige Pflicht, profitabel zu sein

Laut Ver.di soll Deutschland-Geschäftsführer Kay Hafner gelegentlich in den Filialen die Belegschaften persönlich mit Schließungsszenarien konfrontieren. Wal-Mart gibt zu möglichen Besuchen Hafners in den Geschäften keinen Kommentar ab.

Die Vorwürfe, dass Mitarbeitern mit Flilialschließung gedroht wurde, weist der Konzern zurück. "Drohungen sind nicht Bestandteil unserer Kommunikation", sagt eine Sprecherin. Gleichwohl müsse man immer wieder verdeutlichen, dass es die vorrangige Pflicht sei, Standorte profitabel zu gestalten, heißt es weiter.

Discounter: Billig nur durch Schikanen?

Anpassungen beim Personalabbau bestätigt der Konzern. Wal-Mart überprüfe ständig alle Standorte auf ihre Wirtschaftlichkeit. "In diesem Zusammenhang musste in einzelnen Fällen auch die Anzahl der Arbeitsplätze angeglichen werden, um unseren Unternehmenserfolg in Deutschland nachhaltig zu sichern", erklärt die Sprecherin.

Ladenschließung in Kanada

Der größte Einzelhändler der Welt hat auch in anderen Ländern bei Arbeitnehmervertretern einen schlechten Ruf. Zuletzt sorgte Wal-Mart in Kanada für Negativschlagzeilen. Dort schloss der Konzern eine Filiale, weil sich die Angestellten von einer Gewerkschaft vertreten lassen wollten.

Im Heimatland USA steht Wal-Mart wegen Lohndumping und Warenimporten aus Billiglohnländern unter Beschuss. Brisant ist auch der Vorwurf, dass weibliche Angestellte bei Beförderungen diskriminiert werden. Wal-Mart droht in den USA deswegen eine Sammelklage. (red)