Nikosia/Istanbul - Zehn Monate nach dem gescheiterten Referendum über eine Wiedervereinigung Zyperns wird an diesem Sonntag im türkisch besetzten Norden der Mittelmeerinsel ein neues Parlament gewählt. Das Hauptaugenmerk gilt der Frage, ob die Befürworter oder die Gegner einer Lösung des seit vier Jahrzehnten schwelenden Konflikts das Rennen machen.

Um die 50 Parlamentssitze und die Stimmen der 147.000 Wahlberechtigten in der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern (KKTC) bewerben sich sieben Parteien. Die Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Mehmet Ali Talat war im Oktober zurückgetreten. Am 17. April 2005 wird ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Der seit 1975 amtierende, als Hardliner geltende "Staatspräsident" Rauf Denktas (81), will nach früheren Angaben nicht mehr antreten.

Fast zwei Drittel der Türken auf Zypern hatten bei der Volksabstimmung im April 2004 für Wiedervereinigung und EU-Beitritt gestimmt. Der von UNO-Generalsekretär Kofi Annan vorgelegte Plan war jedoch am Nein der griechischen Zyprioten gescheitert. Der Plan verwehrt der überwiegenden Mehrheit der nach der türkischen Invasion 1974 aus dem Norden der Insel vertriebenen 200.000 griechischen Zyprioten die Rückkehr in ihre Heimatorte. Gleichzeitig sieht der Plan vor, dass ein großer Teil der von der Türkei angesiedelten 110.000 Festlandtürken auf der Insel bleiben kann; auch räumt er der Türkei ein Interventionsrecht ein.

Seit der Ablehnung des Annan-Plans durch die Zypern-Griechen hat die EU-Begeisterung der türkischen Zyprioten einen Dämpfer erfahren, weil sich die Erwartungen an ein Ende der Isolation Nordzyperns bisher nicht erfüllt haben. Zypern ist seit dem 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union, doch findet das Regelwerk der EU nur im griechischen Süden Anwendung. (APA/dpa)