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Foto: Reuters/ Zolles
Wien - Josef Hickersberger hat sich dank der Unterstützung von zwei auffrisierten Schneefräsen, der Hingabe der schaufelnden Ehefrau und der Kaltschnäuzigkeit zweier netter Nachbarn dann doch aus seinem Haus bei Tullnerbach befreit. "60 Zentimeter hohe Verwehungen. Respekt vor allen Hausmeistern."

"Bei diesem Wetter sind Ausblicke eh uninteressant"

Einen Termin konnte er am Mittwoch freilich nicht wahrnehmen, jenen von Rapid zum Start in die Frühjahrsmeisterschaft. Die Anwesenheit des Trainers im Wiener Casino wäre prinzipiell wünschenswert gewesen, schließlich soll am Samstag in der Südstadt gegen die Admira gekickt werden. Hickersberger via Telefon: "Bei diesem Wetter sind Ausblicke eh uninteressant. Unsere Vorbereitung war okay, die Ergebnisse in den Testspielen sind mir egal." Dass die Achillessehnen von Kapitän Steffen Hofmann und Tomas Dosek permanent gereizt sind, "stört". Rapid ist nach 21 Runden Tabellenführer, das Guthaben auf die Austria beträgt einen Punkt. "Ist man vorne, hat man Außenseiterchancen auf den Titel."

"Wir sind einfach nur Rapid"

Präsident Rudolf Edlinger, Manager Werner Kuhn und Sportdirektor Peter Schöttel gaben der Veranstaltung dann doch Sinn. Kuhn verwies auf 6123 Abonnenten und betonte, "dass wir der einzige Klub sind, der im Namen keinen Sponsor hat. Wir sind einfach nur Rapid." Man habe ein Netzwerk von 30 Partnern/ Sponsoren aufgebaut - "Unser Modell." Schöttel präzisierte den sportlichen Weg: "Talentierte, im Idealfall österreichische Fußballer langfristig binden. Um alte Stars zu verpflichten, fehlt das Geld und es wäre auch verschwendet."

"Es wird kein fairer Wettbewerb garantiert"

Und dann kam (polterte) Edlinger. Rapid wird das Ethik-Komitee der Bundesliga anrufen, beziehungsweise eine Klage einreichen. "Die haben eh nichts zu tun." Die Causa dürfte brisant werden, richtet sich die Beschwerde doch gegen Liga-Chef und Austria-Mäzen Frank Stronach. Rapid wirft ihm "Verstöße gegen die Ethik und die Satzung" vor. "Die Glaubwürdigkeit und Seriosität sind gefährdet, es wird kein fairer Wettbewerb garantiert", so Edlinger. Den letzten Ausschlag gaben die Aussagen von Ex-Austria-Magna-Sportdirektor Peter Svetits vorm Innsbrucker Arbeitsgericht. Er hatte beim Prozess gegen die ehemaligen Bosse des FC Tirol als Zeuge bestätigt, dass Stronach geholfen hätte und mit 50 Millionen Schilling eingestiegen wäre, falls sie die Lizenz bekommen hätten. Zudem hätte Austria den Innsbruckern teure Kicker abgekauft. Weiters gestand Svetits unter Eid, dass Tirol acht Spieler bekommen hätte. Gratis, sogar die Gehälter hätte die Austria übernommen. "Das Gleiche haben wir dann mit Admira gemacht", so Svetits.

Beklemmender Zustand

Aktuell gibt es Gerüchte ums arme Sturm Graz, angeblich soll die Austria (Magna) die Gage von Roland Linz blechen. Edlinger: "Ich finde diesen Zustand äußerst beklemmend." Der freigeschaufelte Hickersberger: "Es gibt schon so wenig Unrechtsbewusstsein, dass solche Dinge hingenommen werden. In welcher Liga spielen wir eigentlich?" (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 17. Februar 2005, Christian Hackl)