Stark abgemagert und sichtlich mitgenommen fleht Giuliana Sgrena um ihr Leben. Auf einem Video, das am Mittwoch vom italienischen Staatsfernsehen RAI ausgestrahlt wurde, fordert die Journalistin der prokommunistischen Tageszeitung Il Manifesto den Abzug der "Besatzungstruppen" aus dem Irak. Mehrmals verbirgt sie weinend ihr Gesicht in beiden Händen. Sie ruft die Italiener auf, Druck auf die Regierung für einen Rückzug des italienischen Kontingents aus dem Irak auszuüben.
"Bitte, helft mir"
"Bitte, helft mir", fleht die mit einem hellgrünen Kittel bekleidete Journalistin mehrmals. Sie sei immer gegen den Krieg gewesen, versichert die am 28. Jänner entführte Korrespondentin. Dann wendet sie sich direkt an ihren Lebensgefährten Pierre Scolari: "Pierre, du weißt, was ich für die Bombenopfer, die verletzten Frauen und Kinder hier im Irak alles getan habe. Bitte, publiziere die Bilder. Nur du kannst mich retten!", bittet Sgrena in dem ergreifenden Appell.
Sgrena sprach teils Italienisch, teils Französisch. Hinter der Journalistin war ein Spruchband mit der Aufschrift "Mudjahedin ohne Grenzen" zu sehen. Im Hintergrund sprachen Männer in irakischem Dialekt. Auf dem Video selbst waren keine anderen Personen zu sehen.
Scolari erklärte in einer ersten Stellungnahme, positiv sei vor allem der Umstand, dass seine Lebensgefährtin noch lebe. "Sie wirkt stark mitgenommen. Aber die Tatsache, dass die Entführer ein Video geschickt haben, ist ein Zeichen dafür, dass sie an Verhandlungen interessiert sind. Wir müssen das trotz der dramatischen Situation als positives Zeichen werten", so Scolari. Sgrenas Vater Franco zeigte sich erschüttert: "Giuliana ist eine starke Frau. Aber offenbar ist sie mit den Nerven am Ende."
Rom schließt Truppenabzug aus
Die Regierung in Rom hat eine Änderung ihrer Mission im Irak ausgeschlossen. Außenminister Fini betonte, dass sich trotz Sgrenas Appell nichts an der Irak-Strategie der Regierung Berlusconi ändern wird. Die Regierung werde sich jedoch mit allen Mitteln für die Freilassung der Reporterin einsetzen.
"Es freut uns, dass Sgrena am Leben ist, trotzdem bleibt die Sorge um die künftige Entwicklung dieses Geiseldramas groß. Die Regierung wird sich weiterhin für die Freilassung der Gefangenen einsetzen, ohne jedoch ihre politische und diplomatische Strategie zu ändern", betonte Fini.