"Kalousek lässt Gross leben", kommentierte die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" die jüngsten Ereignisse am Donnerstag und fügte hinzu, die KDU-CSL habe Gross "nur ein Wachsmesser an die Kehle gesetzt". Die Zeitung "Pravo" meinte, "die Volkspartei hat den Druck gegen Gross gemildert".
Weitere Bedingungen
Die KDU-CSL stellte gleichzeitig einige andere Bedingungen für ihren Verbleib in der Regierung. Die Erfüllung dieser Forderungen dürfte für Gross jedoch kaum ein Problem sein. Erstens müsse der Regierungschef seine finanziellen Verpflichtungen so glaubwürdig regeln, dass man aus seinem persönlichen Problem kein politisches machen könne. Damit ist vor allem die Rückzahlung der Schulden gemeint, die Gross offenbar bei seinem Onkel hat, von dem sich der Premier für den Wohnungskauf Geld geliehen haben soll. "Gibt es keine Schulden, dann gibt es auch kein Problem", meinte Kalousek.
Tätigkeit der Gattin
Zweitens forderte die Volkspartei, dass Gross' Ehefrau ihre unternehmerischen Aktivitäten aussetze. Diese Bedingung hat der Premier praktisch bereits erfüllt, indem er erklärte, Sarka Grossova werde ihre Firma für die Zeit, in der er selbst hohe politische Ämter ausübe, an eine renommierte Anwaltskanzlei übergeben. "Das ist für uns annehmbar", sagte Kalousek. Die Geschäftsaktivitäten von Gross' Ehefrau sind umstritten, weil sie gemeinsame Projekte mit einer Unternehmerin hat, die wegen des Verdachts auf Versicherungsbetrug strafrechtlich verfolgt wird und in einer ihrer Immobilien einen Rotlicht-Club betreiben lassen soll.
Vaclav Klaus gegen Minderheitenregierung
Zu den Koalitionsstreitigkeiten äußerte sich unterdessen auch Staatspräsident Vaclav Klaus, der zur Zeit Jordanien besucht. Von dort aus richtete er nach Prag aus, dass er "auf keinen Fall irgendeine Minderheitsregierung ernennen" würde, deren Unterstützung im Parlament unsicher sei. Damit reagierte Klaus auf Spekulationen, wonach die Sozialdemokraten ohne die KDU-CSL und eventuell auch ohne den Koalitionspartner Freiheitsunion (US-DEU) allein regieren könnten. Gross hatte gemeint, die KDU-CSL "kann gehen, wenn sie will".