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Grafik: APA/Quelle: Eurobarometer
Wien - Trotz steigender Zustimmungswerte zählen die Österreicher, was ihre Skepsis gegenüber der EU anbelangt, zu den Europameistern. Nur in Tschechien, Malta, Lettland und Großbritannien halten noch weniger Menschen die EU-Mitgliedschaft ihres Landes für eine gute Sache.

Zu diesem Ergebnis kommt die am Dienstag in Wien vorgestellte Eurobarometer-Umfrage für Österreich. In dieser im Auftrag der EU-Kommission durchgeführten Befragung werden halbjährlich die Einstellungen der Europäer zur EU abgefragt.

Trotz der im EU-Schnitt ernüchternden Zustimmungswerte gibt es für Brüssel auch gute Nachrichten aus Wien. Die Zahl der EU-Befürworter stieg seit der letzten Umfrage um 16 Prozentpunkte an und liegt damit auf einem Höchstwert. 46 Prozent der rund 1000 Befragten sehen die EU-Mitgliedschaft positiv. Nur im Oktober 2002 waren die Werte ähnlich hoch.

"Für diese Veränderungen sind vor allem die nicht eingetretenen Befürchtungen im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung verantwortlich", sagt Karl Georg Doutlik. Zudem gewinne die Union, laut dem Leiter der Österreich-Vertretung der EU-Kommission, nach den innereuropäischen Reibereien rund um den Irakkrieg wieder an außenpolitischem Profil.

Ja zur Verfassung Die Zustimmung der Österreicher zur EU-Verfassung ist hoch: Zwei Drittel sind für die Annahme des Vertragstextes. Auch in Spanien, wo am Sonntag ein Referendum über die EU-Verfassung abgehalten wird, unterstützt die Mehrheit die Verfassung. Die Ablehnung des Vertragstextes ist in Dänemark am höchsten (siehe Grafik).

Im Gegensatz dazu ist Österreich, was die Zustimmung zu einer neuerlichen EU-Erweiterung betrifft, deutliches Schlusslicht in Europa. Nur 28 Prozent befürworten die Aufnahme neuer Staaten in die EU. Ähnlich skeptisch sind nur die Deutschen, wo sich aber immerhin 36 Prozent für eine neue Erweiterungsrunde aussprechen. Im EU-Schnitt sind 53 Prozent für die Aufnahme neuer Staaten in die Union.

Bemerkenswert ist, dass in Österreich künftige Erweiterungen in allen befragten Altersgruppen und Bildungsschichten abgelehnt werden. Auch Studenten sind mehrheitlich gegen die Aufnahme neuer Staaten.

Laut Harald Pitters vom Gallup-Institut sind die Ergebnisse aber insoweit verzerrt, als die meisten Österreicher primär nur den Beitritt der Türkei ablehnen würden. Gegenüber Rumänien, Bulgarien und Kroatien bestünden weit weniger Bedenken. Die Abwanderung von Arbeitsplätzen in andere EU-Staaten mit niedrigeren Produktionskosten ist die größte Befürchtung der Österreicher im Zusammenhang mit der EU. Danach folgen steigende Kriminalität und illegale Einwanderung. (DER STANDARD, András Szigetvari, Printausgabe, 16.2.2005)