Zagreb - Der flüchtige kroatische General Ante Gotovina wird von einem "hochrangigen Netzwerk" in Kroatien geschützt. Dieser Ansicht ist laut Medienberichten vom Dienstag die Chefanklägerin des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals, Carla Del Ponte, in ihrem entsprechenden Bericht an die EU-Staaten. Bereits zuvor hatte es geheißen, dass Del Ponte Kroatien keine ausreichende Kooperation bei der Suche nach Gotovina bescheinigt habe. Der Report war Ende voriger Woche von der luxemburgischen Ratspräsidentschaft an die Mitglieder weitergeleitet worden.

Beitrittsgespräche gefährdet

Es wird erwartet, dass die EU-Außenminister bei ihrem Treffen am kommenden Montag in Brüssel eine letzte Warnung nach Zagreb senden werden. Darin soll definitiv darauf aufmerksam gemacht werden, dass der für 17. März geplante Start des Beginns der EU-Beitrittsgespräche mit Kroatien in Gefahr ist.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei ihrem Gipfel im Dezember das Datum 17. März von der vollen Kooperation Zagrebs mit dem Tribunal abhängig gemacht hatten. Inoffiziellen Informationen zufolge soll Del Ponte in ihrem Bericht auch Beweise dafür präsentieren, dass die kroatischen Behörden in der Vergangenheit die Gelegenheit gehabt hätten, Gotovina festzunehmen.

Regierungschef: "Ich bin Realist"

Der kroatische Premier Ivo Sanader (Kroatische Demokratische Gemeinschaft/HDZ) äußerte sich dennoch zuversichtlich: "Ich war immer ein Realist und diesmal bin ich ein positiver Realist. Ich glaube an den geplanten Beginn der Verhandlungen", sagte der Regierungschef, der weitere diplomatische Aktivitäten ankündigte. Auch Oppositionschef Ivica Racan (Sozialdemokraten/SDP) gab sich noch nicht geschlagen: "Ich bleibe ein Optimist. Aber wir müssen schauen, was noch zu tun ist, damit dieser Optimismus im März durch Fakten begründet ist." (APA/Reuters/Hina)