Die Konsolidierung am US-Telekommarkt hat sich dramatisch beschleunigt. Nach einer gewaltigen Übernahmewelle kristallisieren sich mit SBC Communications und Verizon zwei dominierende amerikanische Telekom-Giganten heraus. Dagegen steht der Rest der amerikanischen Telekom-Firmen zukünftig im zweiten Glied.

Global

SBC kauft jetzt die größte amerikanische Ferngesprächsfirma AT&T für 16 Milliarden Dollar (12,29 Mrd. Euro). Verizon übernimmt seinerseits die zweitgrößte US-Ferngesprächsfirma MCI für 6,7 Millionen Dollar. SBC und Verizon verschaffen sich damit landesweite und globale Reichweite. Ihr Interesse konzentriert sich dabei weniger auf die rasant schrumpfenden Ferngesprächssparten mit 24 Millionen AT&T- und 14 Millionen MCI-Kunden, sondern viel mehr auf die Millionen lukrativer Unternehmenskunden beider Firmen in aller Welt.

Die Konzerne können nunmehr gebündelt lokale, regionale und landesweite sowie globale Telefon-, Mobilfunk-, Daten-, Internet- und andere Breitbanddienste aus einer Hand anbieten und so die Kunden anlocken. Und sie können damit kleineren Konkurrenten die Kunden abnehmen. Beide Transaktionen müssen von den US-Wettbewerbshütern und von der für den Telekombereich zuständigen Aufsichtsbehörde FCC gebilligt werden.

angst vor steigenden Preisen

US-Verbrauchergruppen befürchten bereits steigende Preise. Die US- Telekomunternehmen verweisen hingegen auf den Vorstoß von Kabelfernsehfirmen ins Telefongeschäft.

Denn Kabel-TV-Firmen wie Comcast, Time Warner und Cox haben den Telefonkonzernen den Kampf angesagt. Sie bieten ihren eigenen Kunden zu sehr günstigen Preisen nicht nur Kabelfernsehen, sondern inzwischen auch Internet- und Telefondienste über ihre Breitband- Verbindungen an.

Ausfrüstung

Die Telefongesellschaften sind ihrerseits dabei, ihre Breitbandnetze aufzurüsten. Sie wollen so zukünftig ebenfalls Fernsehen in die Häuser und Wohnungen der Amerikaner einspielen, gegen Bezahlung versteht sich. So können die Amerikaner dann von einer Telefon- oder einer Kabelfernsehfirma Telefon-, Mobilfunk-, Internet- und Fernseh-Dienste gebündelt aus einer Hand beziehen. Dies ist das große Ziel der Kontrahenten.

Hinzu kommt der Siegeszug des Mobilfunks, der die gesamte Telekombranche in den USA umgekrempelt hat. Die drittgrößte Ferngesprächsgesellschaft Sprint konzentriert sich auf diesen Bereich und kauft die Mobilfunkfirma Nextel für 35 Milliarden Dollar. Sie hat dann 32 Millionen Mobilfunkkunden. Verizon ist mit seiner Mobilfunkfirma Verizon Wireless und 42 Millionen Mobilfunkkunden die Nummer zwei. Die britische Vodafone hat eine Minderheitsbeteilung bei Verizon Wireless.

$8 Millionen Kunden

Cingular Wireless war durch den Kauf der AT&T Wireless im Februar 2004 für 47 Milliarden Dollar größter US-Mobilfunkanbieter geworden und hat rund 48 Millionen Handy-Nutzer. Cingular gehört SBC und der Telefongesellschaft BellSouth gemeinsam.

BellSouth steht jetzt vor der großen Frage, was das Unternehmen angesichts der rasanten Branchenkonsolidierung machen soll. Die große aber überschuldete Telefongesellschaft Qwest hatte in letzter Sekunden 7,3 Milliarden Dollar für MCI offeriert, doch hatten MCI- Chef Michael Capellas und der Verwaltungsrat die solidere Verizon mit ihrem niedrigeren Angebot vorgezogen. (APA/dpa)