Bild nicht mehr verfügbar.

Hasselbaink im Dress von Middlesbrough.

Foto: Reuters/Bellis
Wien/Graz - Der 30. Juli 1995 hat sich ins Gedächtnis von Rudi Eggenberger gebrannt. Als wäre es gestern gewesen, sprudeln aus dem damaligen Vienna-Trainer die Erinnerungen an jenen Tag hervor, an dem der älteste Fußball-Klub Österreichs auf die Verpflichtung eines Spielers verzichtete, der schon wenige Jahre danach zu den absoluten Top-Stürmern Europas zählte. Jimmy Floyd Hasselbaink, mittlerweile großer Star von GAK-UEFA-Cup-Gegner Middlesbrough hatte die Blau-Gelben in einem Testspiel in Himberg von seinen Qualitäten zu überzeugen versucht, dies gelang ihm allerdings nur bei der sportlichen Leitung.

500.000 Schilling waren zuviel

Das Vereinsmanagement aber winkte angesichts der Schulden der Vienna und des Kaufpreises von 500.000 Schilling (!) ab, was Eggenberger auf die Palme brachte. "Zu den verschiedensten Leuten bin ich 'Weinen' gegangen, doch keiner wollte zahlen. Ich habe leider nicht genug Privatvermögen gehabt, sonst hätte ich ihn selbst gekauft. Für ihn hätte ich auch auf einen Teil meines Gehalts verzichtet", erklärte der 56-Jährige über jenen Mann, der im Sommer 2004 (ablösefrei) von Chelsea zu Middlesbrough gekommen war.

Obwohl Hasselbaink gegen die Himberger kein Tor erzielte, beeindruckte er Eggenberger so sehr, "dass ich schon während des Spiels zu den Vereinsverantwortlichen gelaufen bin und ihnen gesagt habe: Den brauchen wir unbedingt, der schlägt ein wie eine Bombe." Die Fähigkeiten des damals 23-jährigen Niederländers hatten den Betreuer sofort fasziniert. "Es war offensichtlich, dass er ein außergewöhnlicher Spieler war - schnell, technisch und körperlich sehr stark und ein extrem scharfer Schuss." Den bekam laut Eggenberger auch die Himberger Querlatte zu spüren, "und nachher hat sie glaub' ich noch fünf Minuten gewackelt", so der Coach.

Über Oerlemans-Kontakt

Der damalige Vienna-Stürmer Marcel Oerlemans hatte Hasselbainks Testspielauftritt kurzfristig eingefädelt und seinem Landsmann ein Wien-Engagement schmackhaft gemacht. "Ich hatte schon den Eindruck, dass er bleiben wollte, allein schon wegen Oerlemans", vermutet Eggenberger.

Der Verschmähte aber ging nach Portugal und wechselte 1997 zu Leeds United (ab 1998 mit Martin Hiden/Torschützenkönig 1999). In der Saison 1999/2000 spielte der mittlerweile 32-Jährige für Atletico Madrid und wurde auf Anhieb bester Scorer der Primera Division, obwohl Atletico abstieg. Dann ließ sich der Londoner Klub Chelsea, für den Hasselbaink bis 2004 87 Tore in 177 Spielen erzielte (Torschützenkönig 2001), die Unterschrift des Goalgetters satte 22 Millionen kosten - in Euro, versteht sich. "Als sie das gehört haben, konnten einige Leute aus dem Vienna-Management 14 Tage nicht schlafen", sagte Eggenberger.

Für den Coach blieb immerhin der Trost, "dass ich Hasselbainks Qualitäten gleich erkannt habe", so der 56-Jährige, der seinem früheren Testspieler am Donnerstag vor Ort auf die Beine schauen wird. Der Goalgetter von Middlesbrough hätte laut Eggenberger auf jeden Fall seinen Weg gemacht, auch über das "kleine Sprungbrett" Vienna. "Er war schon damals so gut, dass er überall groß rausgekommen wäre."

Radovic: "Er kann eine Kerze anzünden"

Dieser Meinung wollte sich Zeljko Radovic, der vor knapp zehn Jahren bei der Vienna unter Vertrag stand und beim Himberg-Match mit von der Partie war, nicht anschließen. "Hasselbaink kann eine Kerze anzünden, dass er nicht geblieben ist, denn sonst wäre er nie so weit gekommen", behauptete der frühere ÖFB-Team- und Rapid-Spieler, der zuletzt vom deutschen Bundesligisten Arminia Bielefeld zum Erstligisten SV Kapfenberg gewechselt war.(APA)