Linz/Wien - Dank anhaltenden Stahlbooms, der alle Branchenerwartungen übertrifft, übertrifft sich auch die Voestalpine: Mit einem Betriebsgewinn (Ebit) von 340 Millionen Euro stellen bereits die Neunmonatszahlen einen Rekord gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2000/2001 dar. Im Gesamtjahr erwartet Voest-Chef Wolfgang Eder einen Betriebsgewinn von "rund 500 Millionen Euro", was eine Verdoppelung gegenüber den 248,3 Mio. Euro des Vorjahreswerts darstellen wird.

Mit "schuld" an den glänzenden Zahlen, für die Eder am Montag eine Erhöhung der Dividende um 25 Prozent auf zwei Euro je Aktie in Aussicht stellte, ist auch der im Herbst in Betrieb genommene neue Hochofen, der eine Kapazitätsausweitung auf 5,2 Millionen Tonnen überhaupt erst ermöglichte.

Unangenehmer Nebeneffekt dieser Steigerung ist freilich, dass der Stahl- und Verarbeitungskonzern weiterhin zu mehr als 50 Prozent an der Stahlproduktion hängt.

Auto-Rückschlag

"Stimmt", sagt Eder zum STANDARD, "wir mussten strukturell einen Rückschlag hinnehmen bei der Ausweitung der Verarbeitung." Mittelfristig bleibe das Ziel, 40 Prozent mit Stahl und 60 Prozent des Umsatzes in der Verarbeitung zu erwirtschaften, aber aufrecht. Es werde aber auch nächstes oder übernächstes Jahr noch nicht so weit sein, weil die Stahlproduktion wie geplant um 25 Prozent auf 5,5 Millionen Tonnen ausgeweitet werde.

Besonders stolz ist Eder, dass mittlerweile auch die Autosparte "Motion" mit einer Marge von 3,1 Prozent positiv ist und zum Ebit bereits 20 Mio. Euro beisteuerte. Für das Sorgenkind Matzner, dessen Mitarbeiterzahl von 630 auf 360 geschrumpft wurde, wird bis Ende März ein neues Konzept erstellt sein, das auf die schleppende Absatzsituation der Autohersteller und deren deutlich zurückhaltende Modellpolitik Rücksicht nimmt. Mit in dem Konzept enthalten: Weitere Wertberichtigungen, "damit es nächstes Jahr keine Überraschungen mehr gibt", wie Eder sagt.

Keine "Jumbos" kaufen

Das Geschäftsvolumen von Matzner müsse der gedrosselten Nachfrage nach Engineering-Leistungen angepasst und "von 35 bis 40 auf unter 30 Millionen Euro" reduziert werden. Was das für die Zahl der Beschäftigten heißt, wollte Eder nicht sagen.

Da die Autokonzerne ihre neuen Modelle langsamer auf den Markt brächten, seien in der Division Motion riskante "Jumbo-Akquisitionen" in der Größenordnung von Matzner derzeit Tabu. Mehr als 20 bis 50 Mio. Euro Umsatz will Eder vorerst nicht zukaufen pro Objekt. Das dafür in den nächsten Wochen und Monaten.

Unausweichlich sind für den Voest-Chef angesichts der anhaltenden "Hausse" bei Erz, Koks und Schrott weitere Preiserhöhungen auf Kundenseite. Denn gegenüber dem Vorjahr zeichne sich auf der Rohstoffseite ein Auftrieb um "mindestens 20 Prozent" ab, was für die Voest eine Mehrbelastung in Höhe von rund 300 Mio. Euro darstelle.

Der mit 23.143 Mitarbeitern erwirtschaftete Konzernumsatz stieg in den ersten drei Quartalen um 23,1 Prozent auf 4,189 Milliarden Euro: Umsatzkaiser war die Profilform, die 45 Prozent zulegte, gefolgt vom Stahl, der um 26 Prozent stieg, den Bahnsystemen (plus 20 Prozent) und Motion mit plus elf. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.2.2005)