Der Skandal um die Vergabe für den Bau des Klagenfurter Fußball-EM-Stadions ist damit um eine Facette reicher. Aufgekommen war die Abhöraffäre, weil Innenministeriumsbeamte im Rahmen einer Telefonüberwachung zufällig aufgeschnappt haben, dass das Kärntner Kommissionsmitglied Franz Widrich Informationen über die Bieterprojekte einem Wochenblatt zugespielt haben soll. Der Verdächtigte bestreitet dies.
Im großen Stil abgehört
Jörg Haider, der Angreifer: Schuld an allem sei das Büro für innere Angelegenheiten im Innenministerium, kurz BIA, oder wie Haider es ausdrückt: "Büro gegen politisch Andersdenkende" - die "Securitate" des früheren Innenministers Ernst Strasser. Seit es diese Einrichtung gebe, werde in Österreich "im großen Stil" abgehört. Haiders Fazit: Das Büro gehöre aufgelöst und gegen die Beamten, "die quer durch Österreich Angst und Schrecken verbreiten", ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Gegen Strasser könnte es zu einer Ministeranklage vor dem Verfassungsgerichtshof kommen.
Eine Woche will die FPÖ Strassers Nachfolgerin Liese Prokop für die Klärung Zeit geben. Denn, so FPÖ-Generalsekretär Uwe Scheuch: "Es ist klar, dass die gesamte Partei dieses Problem ortet." Als erster Schritt ist eine schriftliche Anfrage an Prokop geplant. Bringt diese nicht das gewünschte Ergebnis, werde es eine Dringliche geben - also Behandlung im Nationalrat. Einen Untersuchungsausschuss schließt Scheuch nicht aus.
Das BIA wurde im Jahr 2001 vom damaligen Innenminister Ernst Strasser eingerichtet. Es gehört zum Innenressort, überprüft aber auch Beschuldigungen gegen externe Angehörige anderer Ministerien. Die Ermittlungsergebnisse werden, falls strafrechtlich relevant, an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, oder dienen als Grundlage für Disziplinarverfahren.
BIA-Chef Martin Kreutner wies die Vorwürfe von Jörg Haider als "absoluten Blödsinn und schlichtweg falsch zurück". Kreutner: "Wir sind die Antikorruptionsstelle. Wir machen so was nicht." Es sei weder Haider noch sonst ein Kärntner Spitzenpolitiker abgehört worden.