Die eigentliche Überraschung hob sich Nokia für das Ende seiner internationalen Pressekonferenz auf: Nokia umarmt seinen bisherigen Konkurrenten Microsoft , der seit Jahren mit mäßigem Erfolg versucht, selbst in den Handymarkt einzudringen. Zusammen mit Microsoft und dem Online- Musikdienst Loudeye startet Nokia eine Musikplattform, die Musik über Handybetreiber verkaufen wird und sowohl über PCs als auch Handys genutzt werden kann, sagte Anssi Vanjoki, Nokia-Vizepräsident für Multimedia am Montag in Cannes.

Position gegen Nokia gegen Motorola und Apple

Mit der Partnerschaft positioniert sich Nokia gegen Motorola und Apple, die vor einigen Monaten eine Version des iTunes Music Store für Motorola-Handys ankündigten.

Noch in einem zweiten Bereich werden Microsoft und Nokia kooperieren: Bei mobiler E-Mail, die mit dem Outlook Exchange Server optimal zusammenarbeiten soll. "Es ist nichts ungewöhnliches, dass Unternehmen in einem Bereich Partner sind und in einem anderen kooperieren", spielte Vanjoken die Bedeutung der neuen Liebe herab, die seine Kollegin Mary McDowell eine "Kooperation zwischen Goliaths"nannte.

Lifestyle

Nokia, das 2004 erhebliche Marktverluste erlitt, vollzieht derzeit einen Strategiewechsel im Umgang mit Netzwerkbetreibern. Bevorzugt sieht der auf Lifestyle abonnierte Hersteller Endverbraucher als seine Kunden, obwohl er seine Geräte zu über 90 Prozent an Betreiber verkauft. Diese wollen zunehmend die Handys im eigenen Design und mit eigenen Logos ausstatten um ihre Kundenbindung zu verbessern, was Nokia nur in geringem Maße auf Softwareebene (Bildschirmdesign etc.) zuließ. Aber in den vergangenen zehn Monaten habe man "sehr intensiv" den Wünschen der Betreiber zugehört, sagte Nokia-Vizepräsident Olli-Pekka Kallasvuo.

Neue Geräte

Das Ergebnis: Das Klapphandy 6101 wird das erste Handy sein, bei dem die Betreiber auf Design und Logo Einfluss haben; künftig sollen bis zu 90 Prozent der Produkte angepasst werden können.

Videosharing

Mit einem 3G-Handy, dem 6680, will Nokia einen neuen Dienst starten: Videosharing, der Möglichkeit während eines Anrufs dem Gesprächspartner über die eingebaute Kamera zu zeigen, was man gerade sieht. Alternativ kann das Gespräch auch als Videoanruf geführt werden. Das 6680 soll schon im März auf den Markt kommen und wird, ohne Betreibersubvention, 450 Euro kosten.(Helmut Spudich aus Cannes/DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2005)