Der "Dritte Sektor" (Soziales, Kultur, Bildung, Umwelt/Natur und Gesundheit) deckt Bedürfnisse ab, die die beiden anderen Sektoren Markt und Staat vernachlässigen und ist nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet. Neben der Aufgabe als Anbieter von gesellschaftlich als notwendig und sinnvoll anerkannten Leistungen spielt der NPO-Bereich eine entscheidende Rolle als Arbeitgeber. Alleine in Österreich bietet er rund 190.000 Menschen Vollzeitbeschäftigung – die Zahl der insgesamt Beschäftigten ist aufgrund der Tatsache, dass es sich um viele Teilzeitarbeitsplätze handelt, deutlich höher. 900.000 Personen sind ehrenamtlich tätig, umgerechnet auf 40 Stunden pro Woche wären das 116.500 "Vollzeit-Ehrenamtliche".

Ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von erwerbstätigen Frauen ist im Dritten Sektor beschäftigt. Die Studie "Der Dritte Sektor in Wien" belegt, dass etwa 70 Prozent der MitarbeiterInnen weiblich sind. Die Situation der Frauen ist auch in diesem Arbeitsmarktsegment geprägt von horizontaler Segregation (Ungleichverteilung der Geschlechter in den einzelnen Berufssparten) und vertikaler Segregation. So hat die Wiener Studie einen Frauenanteil von 44 Prozent in Geschäftsführungspositionen und etwas mehr als ein Drittel in Vorstandsfunktionen erhoben.

Frauen sind auch noch in anderer Hinsicht stärker vom Bereich Sozialwirtschaft betroffen als Männer: Sie haben nach wie vor stärker als ihre Partner die Verantwortung für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Haushalt. Insbesondere in regionalen Zusammenhängen ist es entscheidend, dass sie auf günstige und gut erreichbare Dienstleistungsangebote der Sozialwirtschaft zurück greifen können, die sie entlasten und beispielweise für berufliche Tätigkeiten frei spielen. Und: Zahlreiche Projekte bieten Personen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind – insbesondere auch Frauen - die Chance auf Eingliederung in den Arbeitsmarkt oder unterstützen sie auf dem Weg in die Selbständigkeit.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass es sich lohnt, den Dritten Sektor aus der Gender-Perspektive zu betrachten. Die Tagung "Baustelle Chancengleichheit" setzt sich in diesem Zusammenhang folgende Ziele:
  • die Bedingungen, mit denen Frauen im Tätigkeitsfeld Dritter Sektor/Sozialwirtschaft konfrontiert sind, zu analysieren und Ansatzpunkte für Veränderungen bzw. Verbesserungen zu diskutieren.
  • die Chancengleichheit in der Sozialwirtschaft auszuweiten.
  • Bedingungen zu formulieren, die vermeiden, dass sich der Dritte Sektor zu einem Bereich mit unzureichender Absicherung und schlechten Arbeitsbedingungen entwickelt.
  • Strategien im Hinblick auf eine gendergerechte Arbeitsteilung in der Sozialwirtschaft zu entwerfen.
  • zu verhindern, dass Frauen auf ihre traditionellen Rollen reduziert werden.
  • die Bedeutung und die Potenziale der Sozialwirtschaft für Frauen zu klären.

    Eine Fachtagung mit Beiträgen u.a. von
    Prof.in Dr.in Eva Kreisky, Universität Wien, Institut für Politikwissenschaft (A)
    Dr.in Birgit Trukeschitz, Abteilung für Sozialpolitik, Wirtschaftsuniversität Wien (A)
    Margita Lukkarinen, Coop Consult, Kokkola (FIN)
    Mag.a Klaudia Burtscher, Universität Wien, Frauenstiftung Steyr (A)
    Dr.in Gisela Notz, Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (D)
    Dr.in Hildegund Morgan, h.c.RegionalAkademie, St. Ulrich (A) Politikerinnen und Politikern
    sowie mit Praxis-Beispielen und Foren. (red)