Peking - China und Russland dringen auf eine Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm mit Beteiligung Pjöngjangs. Gemeinsam mit allen relevanten Parteien sei China bereit, den Prozess der Sechs-Länder-Gespräche voranzubringen, sagte der chinesische Außenminister Li Zhaoxing am Montag nach Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Peking. Russland betrachte die neuesten Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel mit Sorge, sagte Lawrow nach Angaben des chinesischen Außenministeriums.

Das nordkoreanische Regime hatte vergangene Woche erklärt, bereits Atomwaffen zu haben. Zugleich setzte Pjöngjang seine Teilnahme an den Sechs-Länder-Gesprächen auf unbestimmte Zeit aus. Neben Russland und China waren auch die USA, China, Japan, Nordkorea und Südkorea an den Gesprächen beteiligt.

Südkorea glaubt nicht an Atomwaffen Nordkoreas

Südkorea hat das Bekenntnis Nordkoreas, über Atomwaffen zu verfügen, angezweifelt. "Es ist zu früh, Nordkorea als Atommacht zu bezeichnen", sagte Vereinigungsminister Chung Dong Young am Montag bei einer Fragestunde vor dem Parlament in Seoul. Es gebe keine unabhängige Bestätigung der Behauptungen Nordkoreas. Auch lägen keine Erkenntnisse über Atomwaffentests in dem Nachbarland vor. Der wahre Zweck der Ankündigung Nordkoreas liege vermutlich darin, seine Verhandlungsposition in den Gesprächen über sein Atomprogramm zu stärken.

Nordkoreas Erklärung über den Atomwaffenbesitz soll nach Auffassung Chungs wahrscheinlich dazu dienen, dass die USA das Land als Gesprächspartner akzeptieren und eine Änderung in der Haltung Washingtons herbeiführen. Nordkorea habe seit April 2003 mehr als zehn Mal über offizielle oder inoffizielle Kanäle erklärt, dass es Kernwaffen besitze. Es gebe jedoch "keinen Zweifel daran, dass Nordkorea 10 bis 14 Kilogramm Plutonium hat".

Nordkorea hatte am Donnerstag zum ersten Mal eindeutig erklärt, Atomwaffen zur Selbstverteidigung hergestellt zu haben. Den USA wirft Nordkorea vor, eine "feindselige Politik" zu betreiben und einen Angriff zu planen. Die USA gehen bereits seit längerem davon aus, dass das kommunistische Land einige Atomwaffen hat. (APA/dpa)