Unlängst hat Kollegin G. mitten im Arbeitsstress mit einem privaten Aufschrei unseren Büroalltag belebt. Sie erlaubt uns, dazu die Vorgeschichte zu erzählen.

In der Wohnung unter jener von G. macht sich seit etwa sechs Jahren ein weder größer noch kleiner werdender Wasserfleck breit. Alle paar Monate gibt es Besichtigungen. Immer wenn ein neuer Mieter einzieht (und das ist gar nicht so selten), kommt ein Installateur hinauf zu G., sucht nach dem Grund für den Fleck, findet ihn nicht, verrechnet G. eine Stunde Weg- und eine Stunde Wasserfleck-Ausschauzeit. Dann geht er. Und der Fleck, der bleibt.

Februar 2005: neuer Mieter, neue Besichtigung, neuer Installateur. G. im Büro, Installateur per Handy live aus dem Badezimmer: "Wissen S', was ich Ihnen sag'?" - (Die Suggestivfrage des hereinbrechenden Unglücks.) "Ihre Badewanne gehört neu silikoniert!" (Eigentlich: "silikonisiert", aber das macht die Wanne in der Situation auch nicht dichter.) G. schweigt und schluckt. Installateur: "Ich schick Ihnen einmal ein Badewannen-Attest." G. (tapfer flüsternd): "Ja bitte, tun Sie das. Wiederhören!"

Dann gellte G.s Aufschrei durchs Büro: "ICH WILL NICHT SILIKONIEREN!" - Wir fühlen es ihr nach. (DER STANDARD, Printausgabe vom 14.2.2005)