Bei neuerlichem Steik wird Schadenersatz gefordert
Bis dorthin verlangt Vorstandskollege Gustav Poschalko aber eine "klare Regelung der Personalfragen". Sollte es im laufenden Streit zwischen Regierung und Gewerkschaft wieder zu einem Streik kommen, will der ÖBB-Güterverkehr bei der Belegschaftsvertretung Schadenersatz einfordern.
Der letzte Streik 2003 habe das Vertrauen der Kunden stark belastete. Werde wieder gestreikt, sei zu befürchten, dass einigen Kunden ihre Verträge gänzlich kündigen würden, meint Poschalko.
Lockerung des Kündigungsschutzes sei "Sache der Politik"
An sich gibt sich der Vorstand aber im laufenden Streit um die Lockerung des Kündigungsschutzes zurückhaltend. Dies sei Sache der Politik. Im Güterverkehr gehe es weniger um Personalverringerung. Vielmehr sollten das Dienstrecht an branchennahe Kollektivverträge angeglichen werden. Einbußen gegenüber derzeitigen Sonderregelungen könnten im Einvernehmen mit der Belegschaft abgegolten werden, so Poschalko.
Güterverkehr bringt 40 Prozent des ÖBB-Umsatzes
Bei dem zu Jahresbeginn aus der ÖBB ausgegliederten Güterverkehr arbeiten rund 3.200 Mitarbeiter, das sind etwa 7 Prozent der ÖBB-Gesamtbelegschaft. Gleichzeitig erwirtschaftet der Bereich mit mehr als einer Mrd. Euro 40 Prozent des gesamten ÖBB-Umsatzes.
Im Vorjahr ist der Güterverkehrsumsatz - trotz teils enormen Preisverfalls wegen der EU-Erweiterung um bis zu 40 Prozent - um rund 2 Prozent gestiegen. Das beförderte Gütervolumen erhöhte sich um fünf Prozent auf erstmals über 92 Millionen Tonnen. Starke Einbußen auf der Rollenden Landstraße (RoLa) habe man durch gewinnträchtige Spezialverkehre wettgemacht, erklärte Poschalko.
Marktanteil im Schienenbereich stabil
Der Marktanteil der Schiene am gesamten österreichischen Transportverkehr konnte damit bei 37 Prozent gehalten werden - verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 8 Prozent ein extrem hoher Wert. Wachsen will der ÖBB-Güterverkehr deshalb eher jenseits der heimischen Grenzen.
ÖBB bekundet Interesse an slowakischer Güterbahn-Privatisierung
In der Slowakei, wo die Güterbahn demnächst zur Privatisierung ausgeschrieben wird, werden die ÖBB "sicherlich ihr Interesse bekunden", betonte Poschalko. Abgewickelt werden wird die Privatisierung von der österreichischen Investmentbank CA-IB, die zuletzt auch für die ÖBB den Postbus-Teilverkauf gemanagt hat. Vorteile erhoffen sich die ÖBB aber daraus keine. Im Gegenteil: "Unser Angebot wird deshalb sicher noch genauer geprüft werden", meint Schmidt.
Als weitere Zielmärkte nennt Poschalko Ungarn, Slowenien und Kroatien. Finanziert werden könnten die Zukäufe durch neue Bahn-Anleihen.
Im Stückgut-Bereich, also wo es nicht um ganze Wagenladungen, sondern um einzelne Sendungen geht, sieht sich der ÖBB-Güterverkehr derzeit um neue Kooperationen um. "Wir brauchen ein starkes Netz in Westeuropa, das im Alleingang nur durch große Investitionen aufgebaut werden könnte", erklärte Poschalko.