Die Liste mit den Namen von 19 Spitzeln des ehemaligen ungarischen kommunistischen Geheimdienstes ist seit Freitag 10.00 Uhr auf der Website des Budapester Instituts Political Capital zu lesen und brachte wenig Überraschungen. Denn die Namen der Betroffenen waren auch bisher bekannt. Auf der Liste stehen ein Ministerpräsident, Parlamentsabgeordnete, Musiker, Sportler, Schriftsteller, Journalisten, die alle bereits in der Öffentlichkeit ihre Verbindung zum kommunistischen Geheimdienst eingestanden hatten.

Ex-Premier Peter Medgyessy

Betroffen sind Ex-Premier Peter Medgyessy als ehemaliger Agent 209 der Spionageabwehr, der Populist und Antisemit Istvan Csurka, weiters der Präsident der Ungarischen Nationalbank (MNB), Zsigmond Jarai. Jarai hatte als Finanzminister der konservativen Regierung (1998-2002) bereits 2002 zugegeben, er habe auf "Druck des Geheimdienstes Berichte verfasst". Ebenso betroffen ist der ehemalige ungarische Botschafter im Vatikan, Sandor Keresztes. Keresztes hatte nach eigener Aussage zwar eine "Kooperation" mit dem kommunistischen Geheimdienst abgelehnt, dennoch damals ein "Blatt unterschrieben", in dem er sich verpflichtete, "Aktionen gegen die Volksrepublik zu melden". Ex-Landespolizeipräsident Laszlo Salgo, stellvertretender Direktor von Europol Ungarn, hatte nach mehreren Dementi 2002 zugegeben, für den Inlandsgeheimdienst gearbeitet zu haben.

97 Namen noch nicht veröffentlicht

Laut Aussage des Direktors von Political Capital verfüge das Institut über eine Liste mit 97 Namen, die jedoch aus Datenschutzgründen noch nicht veröffentlicht werden könne. Wie der Direktor von Political Capital, Krisztian Szabados, erklärte, habe die Öffentlichkeit 15 Jahre nach der politischen Wende das Recht zu erfahren, wer, warum und auf welche Weise mit den kommunistischen Geheimdiensten kooperierte. Mit dieser Veröffentlichung der Namensliste werde das Ziel verfolgt, "Druck auf die politische Elite" auszuüben, damit diese die versprochene Veröffentlichung der gesamten Spitzelliste vornehme. (APA)