In der Tat sind die sich ständig übergießenden, sich selbst übersingenden ekstatischen Orchesterklänge und die endlosen kraftraubenden Kantilenen geeignet, lauschende Gemüter in anhaltende schönste Aufregung zu versetzen. Nun hat Wagner allerdings auch Schwierigkeitsgrade in das Werk hineinkomponiert, die sehr oft genau nur jenes Niveau ermöglichen, das die Worte des großen Übertreibers scheinbar einforderten. Ein halbwegs über die Runde gebrachter "Tristan" ist somit also schon eine Art Sieg.
Aber noch einige solche Siege, dachte man nach dem nunmehrigen Staatsopern-"Tristan" - und der Schaden würde ein nachhaltiger sein. Dies meint nicht das philharmonische Orchester, dass unter der Leitung von Peter Schneider von der ersten Sekunde an romantische Unmittelbarkeit erzeugte; bis auf einige Verwirrungen der Streicher im Vorspiel zum dritten Akt. Es meint auch nicht den lyrischen Kraftsänger Thomas Moser, der sich nach einem kleinen Einbruch im zweiten Akt als Tristan zu intensiver finaler Entrückung steigerte.
Und hiervon auszunehmen sind natürlich auch die glänzend agierenden bedeutenden Randfiguren Robert Holl (Marke), Boaz Daniel (Kurwenal) und Michelle Breedt ( Brangäne). Bei Deborah Polaski allerdings möchte man von einem etwas gefährlichen Sieg sprechen. Das gütige Publikum ließ es sich zwar nicht nehmen, diese Isolde zu feiern, deren Furor und stimmliches Volumen tatsächlich jeden Respekt verdienen.