Das Vorhaben der Bundesheerreform ist unbestritten ambitioniert: Mit weniger Soldaten und kürzerer Wehrdienstzeit soll ein effizienteres Bundesheer entstehen, das mehr Aufgaben im In- und Ausland übernehmen kann. Selbst wenn man bedenkt, dass personalintensive Brocken wie der Grenzeinsatz von Rekruten und niederen Rängen sowie ein paar Verwaltungswege und Doppelgleisigkeiten in Administration und höheren Kommanden wegfallen sollen, ist einsichtig, dass das nur mit mehr Einsatz moderner Technik funktionieren wird. Damit das auch klappt, muss erst einmal Geld her (hier geht es um Größenordnungen von zusätzlichen 350 bis 400 Millionen Euro auf viele Jahre), dann müsste ohne den üblichen Parteienzank nachgerüstet werden und schließlich ein geordneter Betrieb durch Soldaten mit internationaler Ausbildung sichergestellt werden. Daraus ist unmittelbar abzuleiten: Für Grundwehrdiener gibt es in diesem Szenario bestenfalls Hilfsdienste zu verrichten. Und für die militärischen Profis eröffnen sich Perspektiven, die politisch noch nicht zu Ende gedacht sind. Erstens wird das Bundesheer tendenziell zu einem Berufsheer - ohne dass klare Regeln bestehen, in welchem Alter die Berufssoldaten die Uniform wieder ausziehen müssen; bis zur Pension behalten wird man sie ja nicht wollen. Zweitens wird das Bundesheer seine eigenen Strukturen immer stärker an die anderer (Nato-)Armeen angleichen und sich bei internationalen Operationen auch in solche Strukturen einklinken müssen. Das wieder bedeutet, dass an Ausrüstung und Ausbildung noch größere Anforderungen gestellt werden - wer in internationale Einsätze geht, muss das Kriegshandwerk beherrschen. Die Spar- Überlegungen, die im Heer gleichzeitig angestellt werden, lassen daran zweifeln, ob das allen bewusst ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.2.2005)