Wien/Washington - Verhörmethoden müssten kreativ sein. Dabei kulturelle Tabus zu brechen, sei in Ordnung. Mit diesen Worten zitierte die "Washington Post" am Donnerstag im Zusammenhang mit Berichten über skandalöse Methoden im US-Gefangenenlager Guantanamo einen Pentagon-Beamten.

Die "Washington Post" berichtete unter anderem unter Berufung auf eine Pentagon-Untersuchung, dass amerikanische weibliche Ermittler in den Verhören die durchwegs islamischen Gefangenen mit rotem Farbstoff beschmutzt haben sollen, der Menstruationsblut vortäuschen sollte.

Das falsche Blut sei an den moslemischen Häftlingen angewendet worden, bevor diese ihre Gebete verrichten wollten. Moslems glauben oft, sie seien unrein, wenn eine Frau sie vor dem Gebet berühre, und dass sie dann nicht mehr beten könnten, berichtete die Zeitung weiter. Zusätzlich würden die Gefangenen durch Methoden wie aufreizendes Berühren und Annäherungen in Reizwäsche eingeschüchtert.

Man versuche damit den Willen der Männer zu brechen, um sie zum Reden zu bringen, so das Blatt. Der Pentagon-Beamte habe argumentiert, wenn "etwas kreativer" vorgegangen werde, sei das durchaus in Ordnung, auch wenn dabei kulturelle Tabus verletzt werden, solange die Methoden nicht der Genfer Konvention widersprechen. Dem widerspricht die Aussage eines Sprechers des US-Südkommandos, David McWilliams aus Miami, welches für den Stützpunkt auf Kuba zuständig ist: "Ich sehe dies nicht durch die vom Verteidigungsminister autorisierten Verhörmethoden gebilligt."

Die Anwälte der Häftlinge verbänden die Methoden in Guantanamo mit Praktiken der Nazis, die orthodoxen Juden den Bart abrasierten, sowie Künstlern, die Kruzifixe in Urin tauchten, um Christen zu schockieren, wie die "Washington Post" weiter berichtete. Die Vorwürfe über sexuelle Verhörmethoden seien von der Pentagon-Untersuchung weitgehend bestätigt worden. Zwei Beamtinnen hätten bereits eine Rüge erhalten, obwohl die Untersuchung zu den Anschuldigungen noch nicht abgeschlossen sei, so die Zeitung. (APA/dpa)